Keiner will sie hören. Doch irgendwann kommen alle Eltern mal zu dem zweifelhaften Vergnügen, auf einen dieser Sprüche reagieren zu müssen. Besonders Omas geben gerne gut gemeinte Ratschläge. Doch gut gemeint ist noch lange nicht gut. Hier ist die Top-Ten der nervigen Oma-Sprüche samt passender Reaktionen in drei Varianten. Je nach Stimmung oder Nerv-Niveau können Sie frech, lustig oder informativ antworten. Wie viele der Sprüche kennen Sie schon?
1. Schläft er denn schon durch?
a) Nein, er steht nachts auf, um bei uns nach dem Rechten zu sehen.
b) Ja, zwischen den Wachphasen schläft er durch.
c) Nein und das ist gut so. Zu tiefer Schlaf erhöht die Gefahr des Plötzlichen Kindstods. Das Durchschlafen ist ein Reifungsprozess des Gehirns und kommt irgendwann von ganz allein.
2. Lass sie doch mal schreien.
a) Gute Idee. Wenn du dich das nächste Mal über etwas beschwerst, dann hör ich auch einfach weg.
b) Nein, das ist mir zu laut.
c) Wenn ich das mache, riskiere ich, dass ihr Urvertrauen zerstört wird. Außerdem fühlt es sich ganz falsch an. Keine Mutter kann ihr Kind schreien hören und ich denke, dass das einen guten Grund hat.
3. Schreien ist gut für die Lungen.
a) Ja, ungefähr so gut wie Bluten für die Adern.
b) Stimmt, ich sollte auch wieder mehr schreien, wenn mir danach ist. Jetzt zum Beispiel.
c) Nein, den Lungen ist das egal. Aber das Gehirn leidet unter dem Stress und kann in seiner Entwicklung gehemmt werden.
4. Du verwöhnst das Kind.
a) Na, wen denn sonst?
b) Nein, ich verwöhne mich mit einem zufriedenen Kind.
c) Im ersten Lebensjahr kann man ein Kind nicht verwöhnen. Man kann ihm nur die Nähe, Geborgenheit und Aufmerksamkeit geben, die es für eine gesunde Entwicklung braucht. Verwöhnen kann man erst später und dann mit Süßigkeiten oder Spielzeug, aber sicher nicht mit Aufmerksamkeit.
5. Der weiß genau, dass du immer gleich springst, wenn er ruft.
a) Weißt du, mir ist so langweilig zuhause, dass ich immer froh bin, wenn er mir was zu tun gibt.
b) Ich spring doch gar nicht. Ich renne.
c) Ja! Toll, dass wir schon so ein eingespieltes Team sind, was? Je sicherer er sich fühlt, desto leichter wird es ihm fallen, die Welt auf eigene Faust zu erkunden. Denn er weiß dann ja, wo seine sichere Basis ist.
6. Das Baby kriegt ja gar keine Luft in dem Tragetuch.
a) Das Kind ist neun Monate im Bauch ohne Luft ausgekommen, da werden die paar Minuten wohl nix machen.
b) Ja, er soll mal Tiefseetaucher werden. Da üben wir schon mal das Luftanhalten.
c) Doch, er kriegt genug Luft. Zudem kriegt er noch menschliche Nähe, Training für seine Muskeln und seinen Gleichgewichtssinn, sowie eine gute Aussicht. Außerdem ist Tragen auch einfach sehr schön.
7. Stillst du etwa schon wieder?
a) Ja, du trinkst doch auch gerade schon wieder einen Kaffee.
b) Nein, immer noch.
c) Ich stille, wann immer mein Kind das möchte. Das nennt man Stillen nach Bedarf und es sorgt dafür, dass ich immer genug Milch für mein Kind habe.
8. Hast du denn noch Milch?
a) Nein, mittlerweile kommt Kakao.
b) Kann ich nicht sagen. Meine Füllstandanzeige scheint kaputt zu sein.
c) Ja, denn die Nachfrage bestimmt das Angebot. Die Brust ist keine Verpackung, die irgendwann einfach leer ist. Die Milch wird während der Mahlzeit gebildet und solange das Kind noch trinkt, bekommt es immer wieder frische Milch.
9. Wann gibst du ihr denn mal was richtiges zu essen?
a) Heute Abend gibt’s ein Steak.
b) Sobald es aus meiner Brust kommt.
c) Wenn sie bereit dafür ist. Die meisten Kinder sind ungefähr mit sechs Monaten bereit für Beikost. Wenn sie Interesse am Essen zeigt, wird sie etwas bekommen. Bis dahin reicht Muttermilch bzw. Ersatzmilch vollkommen aus.
10. Das hat euch auch nicht geschadet.
a) Woher willst du das wissen?
b) „Nicht schaden“ reicht mir nicht. „Nützen“ ist mir lieber.
c) Das beweist gar nichts und das ist auch nicht bewiesen. Sicher, wir sind groß geworden und die meisten von uns sind recht intelligent und ziemlich gesund. Letztlich sind es nur Statistiken, die nachweisen können, dass nicht gestillte Kinder häufiger krank sind, dass getragene Kinder eine bessere Motorik haben und dass Kinder, die nie schreien gelassen wurden, weniger unter Verlustängsten leiden. Dennoch kann es einen persönlich ganz anders treffen. Das Wichtigste ist doch, dass Eltern nach ihrem besten Wissen und nach ihren persönlichen Möglichkeiten im Interesse ihres Kindes handeln. Damals wie heute. Wer weiß, mit welchen Sprüchen wir einmal unsere Kinder nerven werden, wenn sie selber Eltern sind.
© Karin Bergstermann, 2013
Ihr könnt die Liste gern ergänzen