Ich seh es ein bisschen anders, als die meisten hier.
Der (absolut nachvollziehbare) Wunsch es dem Kind leichter zu machen, kann unabsichtlich auch gerade den Druck aufbauen, den man vermeiden will.
Anstatt Ausscheidung als ein völlig alltägliches Ding zu betrachten, wird es nun überdurchschnittlich oft thematisert - und kriegt damit mehr Raum, als es normale Dinge sonst haben, wird also zum Problem.
Nüchtern betrachtet (auch wenn das am eigenen Kind nicht so leicht fällt): Okay, viele Kinder haben in einem bestimmten Alter, gerade wenn es um das Thema Sauber werden geht, plötzlich mit Stuhlverhalt und Verstopfung zu kämpfen. Das ist kein Notfall und ganz schlimm, man fällt davon nicht einfach von Null auf Hundert tot um, man soll es halt (wahrscheinlich) nur nicht ewig so lassen.
Ich würde in Richtung weniger ansprechen tendieren.
Ähnlich wie bei Verletzungen des Kindes. Wenn ich z.B. jeden blauen Fleck beim Krabbeln und Stehen lernen mit "Ohje, hast Du Dir weh getan?! Du Arme(r)!" kommentiere, beruhige ich mich damit zwar selber, weil es gräßlich anzusehen ist und man natürlich Sorge um sein Kind hat, aber lerne dem Kind unter Umständen eigentlich, dass sich irgendwo zu stoßen ganz fürchterlich ist und man bei Verletzungen bemitleidenswert ist.
Damit mache ich das, wie Verletzungen vom Kind empfunden werden, langfristig gesehen womöglich tragischer, als wenn ich einfach nur da bin und Trost spende, wenn das Kind von sich selbst aus Trost einfordert, weil aus seinem Empfinden heraus das Sich angestoßen haben o.ä. wirklich schwerwiegender war.
Okay, das Kind hat aus irgendeinem Grund Schwierigkeiten, Stuhl abzusetzen.
Wenn nun das Thema ständig ist "Hast Du Bauchschmerzen?" - "Musst Du groß auf`s Klo?" - "Hast Du schon groß gemacht?" - "Das tut aber bestimmt weh!" - "Du musst aber machen!" - "Du musst das aber essen oder trinken, damit Du aufs Klo kannst!" (Nicht mal beim Essen hat mein seine Ruhe. Selbst bei der Nahrungsaufnahme geht es dann plötzlich nur noch ums Kacken.) - "Armes Mäuschen!" - dann ist das auch Druck. Gut gemeinter. Besorgter. Aber Druck.
Man kann und muss schon manchmal Maßnahmen wie Klistier oder Movicolgabe setzen. Aber, das frag ich mich, ohne irgendwem daraus einen Vorwurf basteln zu wollen: Muss ich das immer dazu sagen; dass das jetzt alles ist, damit das Gacken besser geht?
Bei Saft, Gemüse, Dörrpflaumen, was auch immer, brauch ich kein einziges Mal das Wort Gacka in den Mund nehmen. Kriegt Kind halt einfach. Mal sehen, was das bewirkt.
Wenn Kind noch eine Windel braucht, dann kriegt es halt noch eine Windel. Ja, kann sein, dass das die eigenen Pläne vom sauber werden durcheinander bringt, aber scheinbar braucht das Kind halt noch eine Weile, bis es in dem Punkt "loslassen" kann.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Vorschläge wie Stickerplakate gut oder nicht so gut finde. Wahrscheinlich funktioniert das für einige Kinder gut, für andere überhaupt nicht.
Jetzt etwas überzeichnet und emotionslos gesprochen: Dem Kind tut einmal kacken in der Woche weh, aber die Eltern kreisen zumindest gedanklich 7 Tage/24 Stunden ums Thema. Vielleicht müssen da auch Eltern "loslassen" lernen.
Sauber werden ist ein großer Schritt für ein Kind. Vermutlich auch eine sehr intensive körperliche Erfahrung. Ausscheidung ist etwas, das wir als Erwachsene häufig einerseits sehr tabusieren, am Kind aber überproportional thematisieren. Und das Kind steht irgendwo dazwischen und muss sich uns seine Körperfunktionen erst mal kennen lernen.
Vielleicht halten manche Kinder aus "Sturheit" ihren Stuhl zurück. Weil sie es nun plötzlich können. Im Grunde eine "tolle Leistung". Eine neue Körpererfahrung (Hallelujah, ich kling ja voll esoterisch-therapeutisch. Muss sofort einen Exorzismus vornehmen lassen ).
Schmerzen beim Gacken - natürlich blöd. Schmerzen generell blöd. Aber nichts, das man komplet verhindern kann und vielleicht auch gar nicht immer verhindern soll. Wichtiges Körpersignal und so. Rückmeldung, dass da was nicht passt. Dass zum Beispiel ewig Stuhl zurück halten, auch wenn man es kann, nicht die beste Idee ist.
Bestimmt geschieht Stuhlverhalt ja auch zur Schmerzvermeidung. Immer wieder "Ohje, armes Kind, das tut aber weh. Oh, Du musst Dich so plagen" sehe ich dann aber eher als Verstärker bei der Konditionierung, das hat mit Schmerzgedächtnis per definitionem noch nicht unbedingt was zu tun.
Halt einfach auf die gängigsten Maßnahmen setzen, ohne sich und das Kind verrückt zu machen. Flüssigkeit, Gemüse, Obst. Wenns denn klappt. Aber vielleicht klappt es besser, wenn eben nicht immer "Du musst aber die Birne (xyz) essen, damit Du kacken kannst" mitschwingt, sondern schlicht und ergreifen "Es gibt Birne (xyz)." Vielleicht isst Kind die Birne(oder xyz), vielleicht nicht. Egal ob ich will, dass es kackt oder nicht. Aber es isst sich viel entspannter Birne, wenn nicht 10 Kilometer elterliche Erwartungshaltung dahinter stecken.
Die heftigeren Maßnahmen wie Klistier. Das ist dann halt nicht immer ganz einfach "einfach so" durchzuführen. Aber auch hier: Kann man es nicht weniger pathologisieren und stattdessen einfach machen? Gibt`s halt jetzt einen Klistier. Ein 3 Jähriges Kind hat keine Ahnung, was das ist. Selbst wenn ich es ihm erkläre ist das für ein Kind schwer zu fassen.
Aber schon wieder Kacken das Thema. Oder dass Kacken weh tun wird. Oder eben deshalb nicht. Aber Kacken ohne täte halt schon weh. Kacken. Kacken. Kacken. Kacken. Und immer in Verbindung mit etwas Unangenehmem oder Schmerz - da wäre ich auch sehr unentspannt.
Das Posting mag jetzt alles etwas überzeichnet sein - insgesamt aber bin ich trotzdem für mehr elterliche Lockerheit bei dem Thema. Ein Kind wird vermutlich nicht von heut auf morgen ganz normal, wie Eltern das gerne hätten oder normal finden, auf`s Topferl oder Klo gehen, sondern vielleicht erst von heut auf übernächsten Monat, aber bis dahin wird nichts komplett tragisches passieren, wenn Kind weiter Stuhl einhält und man deshalb von Zeit zu Zeit dann doch vorsichtig eingreift.
(Wobei, wann ist von Zeit zu Zeit? Warum muss ich z.B. nach drei, vier Tagen kein Stuhl und vielleicht auch keine Bauchschmerzen überhaupt eingreifen? Weil Kacken danach anstrengend wird? Das versteh ich nicht komplett. Anscheinend ist es ja nicht so, dass Kinder in dem Alter gleich Darmverschluss und sonstwas haben, sondern einfach noch nicht wollen/müssen.
"Lustigerweise" schreiben hier im Thread ja auch einige, dass alle Maßnahmen die sie getroffen haben, im Grunde oft nichts geholfen haben, teils selbst Einläufe nicht, und Kind halt dann gekackt hat, wenn es so weit war)
@Sternchen04 hahaha. ja, genau. biskotten, das grundnahrungsmittel der 80er. hätte ich nicht ein malakofftortentrauma, hätt ich vermutlich manchmal welche daheim und keine skrupel, das kind kosten zu lassen.
problematisch ist, wenn, dann ja weniger so ne einzelbiskotte, als ein kind ständig mit zwischendurchlutschsnacks ruhig zu stellen. da ist das hirsebällchen auch nicht zwingend die bessere wahl
Das Clustern kommt in dem Alter häufig vor, ob zur Anregung der Milchproduktion oder doch mehr zur Selbstberuhigung, darüber kann man, wie bei vielen Babythemen vortrefflich streiten.
Eure Tochter schläft zuwenig, das ist eher das Problem.
Komplette Ferndiagnose ohne Gewähr auf Richtigkeit: Zuviel Stress, Unternehmungen, Eindrücke, die aufs neugeborene Kind einprasseln.
Schreit sie auch sehr viel oder schläft sie nur "einfach so" so wenig? Wie gestaltet sich Euer Alltag momentan und wie die Schlafsituation des Babys? Schläft es im eigenen Zimmer oder bei Euch? Übernimmst Du Haushalt und Co. oder macht Deine Partnerin schon wieder viel selbst? (4 Wochen sind noch nicht mal Wochenbett der Neumutter vorbei, dazu ein empfindsames Kind, dass vielleicht mehr Ruhe und Struktur als andere braucht, das kann schon zu Überforderung auf allen Seiten führen.)
Kleine Notiz am Rande: Wenn mein Partner, selbst wenn dabei grinsend, angedeutet hätte, ich würd vielleicht ein bisschen zu oft auf Reaktionen des Kindes reagieren, ich hätte ihn zumindest gebissen...
Rübenzucker, also Haushaltszucker oder Saccharose, ist ein Zweifachzucker, der je ein Molekül Glukose (Traubenzucker) und ein Molekül Fructose enthält (Was Wunder - Rüben sind ein Gemüse). Demnach dürft er also nur halb-böse sein.
Du scheinst davon auszugehen, dass in Obst ausschließlich Fruchtzucker enthalten ist, das stimmt allerdings nicht. Es liegt immer eine Mischung aus Glukose und Fruktose vor, der Unterschied zum raffinierten Zucker ist lediglich, dass bei letzerem eine chemische Verbindung zwischen Glukose und Fruktose besteht, deshalb Zweifachzucker, während beide Zuckerarten im Obst als Einfachzucker vorkommen.
Fruktose selbst wird zwar ein wenig anders verstoffwechselt - siehe u.a. Insulinantwort, hat in größeren Mengen dann aber auch etliche Nachteile im Gegensatz zur reinen Glukose. Insbesondere die Wirkung auf den Verdauungstrakt bekommen einige stark zu spüren.
Es kommt auch nicht von ungefähr, dass man mittlerweile kaum noch spezialle Diabetikerprodukte auf Fruchtzuckerbasis im Supermarkt findet, die werden nur noch empfohlen, wenn man in Sachen Diabetes nicht ganz up to date ist.
Derzeit geht man in der Medizin und Ernährungswissenschaft zunehmend in die Richtung, dass es nicht der Haushaltszucker ist, sondern der übermäßige Verzehr von (isoliertem) Fruchtzucker, der zu metabolischem Syndrom, Adipositas, Fettleber etc. führt.
(Dazu sei allerdings gesagt, dass übermäßig viel Glukose im Blut im Körper theoretisch in Fruktose umgewandelt werden kann, was z.B. bei Diabetes Probleme schaffen kann)
Das heißt nun auch nicht, dass Obst "böse" ist, sondern bloß, dass sämtliche Zuckerdiskussionen um "guten" und "schlechten" Zucker müßig sind. Kein Zucker für sich genommen ist besser/schlechter, es kommt wie so oft auf die Menge an. Grundsätzlich ist absolut jede Zuckerart langfristig im Übermaß verzehrt, nicht sooo super - ein gänzlicher Verzicht aber auch nicht anzustreben. Unsere Motoren laufen auf Zucker/Kohlenhydratbasis.
Zwar kann der Mensch auf Hybridantrieb schalten und auf Fettbasis Ketone produzieren, um Hirn und Muskulatur, unsere größetn Zuckerkonsumenten am Laufen zu halten, das ist aber auf Dauer auch nicht erstrebenswert.
Ich sollt vielleicht mal überschlagsweise ausrechnen, was der Herr Chaos in der Woche allein beim Radatz liegen lässt, von Schokoladegeschäften und Schiunterwäschefachhandel ganz abgesehen.
Ich fürchte, dann würd zwar ich die Krise kriegen, aber es tät den Fokus weg von @tanja1993 lenken.
@Coppa
Genau, ich hab´s auch mehr mit "universalen" Geschenken.
Bei Kindern denk ich da z.B. an Schulsachen. Mag das Kind vielleicht nicht ganz so erfreuen, wie blinkendes Plastik, entlastet aber womöglich die Eltern.
Wirklich komisch wird das Zuckerthema ja gerade dann, wenn es um das böse industrielle geht. Also dass kein Mensch überall zusätzlich beigefügten Zucker braucht, da simma uns wohl eh einig.
Aber spätestens bei den "gesunden" Zuckeralternativen und der krampfhaften Vermeidung von weißem Haushaltszucker, wird es dann wirklich lustig.
Da schütten wir dann also alle ein Produkt, das chemisch genau das Selbe ist, allerdings etwas anders schmeckt, in uns rein, schimpfen auf den bösen, bösen Kristallzucker und nehmen dafür gerne in Kauf, dass ein regionales Produkt aus nachwachsbaren Rohstoffen und unter fairen Bedingungen produziert (Tadada…das ist tatsächlich der geschasste Rübenzucker), vom Markt verdrängt wird und sind ganz glücklich mit unserem Rohrzucker, Agavendicksaft, Kokosblütenwasweißich- Stück abgeholzten Regenwald, 10.000km Transportweg, unkontrolliertem Spritzmittelverbrauch, Kinderarbeit, Sklaverei und natürlich industrieller Verarbeitung. Weltmarkt und mehr als Hausmachermengen geht eh nicht ohne Industrie.
Aber halt, ich gerate in Rage und bin komplett Offtopic.
@Vani0610 Verzeihung, dass ich so auf dem Thema rum reite, aber ich glaube, dass es gerade in Deiner Situation wichtig ist, die richtigen Begriffe zu verwenden um gute Beratung zu bekommen.
Du bist nicht in Karenz. Karenz heißt einfach der Zeitraum einer Freistellung, den man sich mit einem Arbeitgeber vereinbart.
Du bist "nur" Kinderbetreuungsgeldbezieherin. Zu Deiner Kinderbetreuungsgeldvariante kannst Du im Grunde jederzeit dazuverdienen und muss dafür nichts "abbrechen". Bis maximal 1.235 Euro brutto/Monat, was ca. 1.000 Euro netto sind, darfst Du verdienen, ohne den Anspruch aufs Kinderbetreuungsgeld zu verlieren:
Oh, das wär ja wunderbar. Ich hab die kleinen Größen halt auch schon alle in eine Mutter-Kind-Einrichtung getragen.
62/68 ist aber auch okay, derzeit halt noch zu groß für die Demnächstankömmlinge (Geschlecht in beiden Fällen nicht sicher).
Ich schreib Euch den Rest per PN.
@santaxy Ich hoffe, ich kann es so rüber bringen, dass es nicht als Angriff auf Dich wirkt, aber ich möcht ein bisschen ausführen, warum ich nicht glaube, dass der von Dir erträumte Erzeihungsstil diplomatisch ist, sondern sehr leicht ins manipulative abdriften kann (auch wenn das sicher nicht Deine Intention dahinter ist):
"Kind macht etwas oder tut etwas nicht, weil es mich lieb hat" ist im Grunde eine ziemliche Verantwortungsumkehr vom Erwachsenen hin zum Kind.
Der Elternteil macht sich (sein Selbstwertgefühl als Elternteil) also von der Zuneigung und den Handlungen des Kindes abhängig. Das Kind muss dafür sorgen, dass sich der Erwachsene gut fühlt.
Jedes Kind liebt seine Eltern (von späteren Differenzen und Entzweiungen mal abgesehen, aber so von Baby bis zur frühen Adoleszenz cirka betracht), egal wie die sich ihm gegenüber verhalten, selbst der JunkieSäuferSchläger-Elternteil wird im Grunde geliebt. Eine hm…abhängige Form von Liebe…weil das Kind auf die Liebe der Eltern angewiesen ist.
Wenn aber Erwachsene darauf angewiesen sind, dass Kinder sie lieben, dann rennt das irgendwie verkehrt.
Toll, wenn Erwachsene von ihren Kindern geliebt werden, aber grundsätzlich sollten Erwachsene auch aushalten können, wenn das mal nicht der Fall ist oder so handeln können, dass die Zuneigung und Zuwendung zum Kind nicht davon abhängig ist, ob das Kind sich immer so verhält, wie man sich das wünscht.
Was tun in "Die Mama ist sooo blöd!"-Phasen, die fast jedes Kind mal hat oder wenn das Kind charakterlich überhaupt nicht die Mini-Version von einem selbst ist, die man sich vielleicht ausgemalt hat, sondern Wesenszüge an sich hat, mit denen man sich womöglich sogar ein bisschen schwer tut?
Das Kind zurecht biegen mit einem "Du hast mich nicht lieb genug, wenn Du nicht dies oder jenes tust" oder über den Dingen stehen und dem Kind grundsätzlich wohlgesonnen sein und versuchen, auch die Dinge an seinem Kind anzunehmen, mit denen man womöglich gar nicht so gut kann und ihm das Gefühl zu vermitteln, es auch und gerade mit diesen Seiten zu lieben und es gleichzeitig…wie soll ich sagen…nicht alles tolerierend, sondern liebevoll dort frei zu lassen wo es geht und dort zu regelmentieren wo es nötig ist, aber ohne die ständige moralische Last im Nacken "Du hast Mutti nicht lieb genug, wenn Du nicht so oder so bist" - und im Umkehrschluss: "Mutti hat Dich nicht lieb, wenn Du nicht so oder so bist". (Gibt durchaus seehr brave Kinder, die gerade deshalb so brav sind - weil sie Angst haben sonst nicht geliebt zu werden).
Auch unausgesprochen halte ich das für eine irrsinnige Last für ein Kind. Einen Glaubensatz, der bis ins Erwachsenenalter nachwirkt.
Ich glaube, dass es ums absolute Gegenteil geht: Darum, dem Kind zu vermitteln: Egal welchen Stress Du mir machst, egal wer und wie Du bist, ich hab Dich trotzdem lieb.