Freistellung oder vorzeitiger Mutterschutz?

missmiss

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bearbeitet 5. 12. 2014, 08:19 in Karenz & Rechtliches
Hallo ihr Lieben :)

Hab eine Frage zu meiner Situation. Wir fangen kommendes Jahr an zu basteln und da macht man sich ja auch finanzielle Gedanken. Jetzt wollt ich wissen, ob ich unter folgenden Umständen überhaupt bis zum gesetzlichen Mutterschutz arbeiten "darf" oder ob das eher bedenklich wäre.

Ich arbeite im Verkauf bei einer U-Bahn Station. Die Kunden kommen also je nach Intervall massenartig rein. Wenn es gut geht, kann ich 5 Minuten durchgehend sitzen. Mittagspause gibt es nicht.

Man hat ganz oft alleine Dienst und 12 Std sind keine Seltenheit. Dann kommen noch Sa, So und Feiertage dazu, an denen man gar keinen Wechseldienst hat sondern immer alleine ist von früh bis spät.

In der Früh muss man schwere Pakete heben und Lieferkartons muss ich über die Theke heben da die Kunden sonst was mitgehen lassen. Ab wann darf man nichts schweres heben, denn das lässt sich nicht vermeiden?!

Im Sommer hat es bei uns oft über 40 Grad. Klima? Fehlanzeige! Ich steh in einem Wasserkübel, mit einer Wasserflasche in der Hand und einem nassen Handtuch um die Schultern, dass ich diese Hitze überhaupt aushalte. Das Ganze dann 8-10 Std ist so schon eine Qual.

Außerdem bin ich ständig Zigarettenrauch ausgesetzt, da es unseren Kunden erlaubt ist, im Geschäft zu rauchen.

Noch dazu kommt dass ich oft erst um 21 Uhr daheim bin, aber schon um 3 Uhr in der Früh wieder aufstehen muss. Ich muss mich ständig bücken, hinhocken und strecken. Von weiter oben Ware runter holen und ständig Stockerl rauf, Stockerl runter.

Ich hab Angst, dass das nicht "schwangerenfreundlich" ist und hoffe auf ein paar Antworten :)


Dann hab ich noch eine Frage? Wer zahlt bei einer Freistellung? Wer bei vorzeitigem Mutterschutz?
Und kann ich beispielsweise Samstags bei meinem AG arbeiten gehen in der Karenz und gleichzeitig das KBG für 12+2 beziehen?
Ich würd so gern länger in Karenz gehen, aber es geht sich finanziell nicht aus. Da ich aber jetzt den Einfall mit Samstag arbeiten hatte, könnt ich eventuell sogar 15+3 nehmen, wenn ich das ganze KBG bekomme obwohl ich arbeite.

Kommentare

  • Also deine Arbeitsbedingungen halte ich auch im Nicht-Schwangeren-Zustand für bedenklich, siehe Ruhezeiten.....
    Und als Schwangere dürftest du einen Teil der Arbeit nicht verrichten. Dein AG hat ein paar Richtlinien einzuhalten und darf ich zu körperlichen Arbeiten nicht zwingen. Es stehen dir Ruhepausen zu, eine Möglichkeit dich auszuruhen und und und. Bei Nichteinhaltung würde ich auf dein Recht pochen oder eben eine Freistellung vereinbaren. Am besten bei der AK beraten lassen, denn für die Kosten müsste dann dein AG aufkommen. Bei vorzeitigem Mutterschutz, den man ja nicht mehr wirklich bekommt bzw. am einfachsten noch über ein psychologisches Gutachten, zahlt die Gebietskrankenkasse.
    Geringfügig darfst du arbeiten in der Karenz, auch bei einem anderen AG, das ist dann nur meldepflichtig.
    Ansonsten bist du bei der AK gut aufgehoben zu allen Fragen!
  • Bei Freistellung zahlt der AG und bei vorzeitigem Mutterschutz die KK.

    Grundsätzlich ist der AG verpflichtet einen schwangerenfreundlichen Arbeitsplatz zu schaffen, das wird in vielen Fällen auch vom Arbeitsinspektorat überprüft.

    Meine Schwester hat vor dem Baby im Verkauf eines Elektroeinzelhändlers gearbeitet, war sehr oft alleine im Geschäft, 12h keine Seltenheit, schwere Sachen heben war an der Tagesordnung, Samstags immer ganztags, ....
    sie hat weder eine Freistellung noch vorzeitigen Mutterschutz bekommen, laut Arbeitsinspektorat war alles ok, weil sie zwischendurch auch mal sitzen konnte (naja, wenn halt grad niemand da war), sie hätte selber einen Ventilator aufstellen dürfen, drum war die Hitze im Geschäft auch kein Problem, etc.

    ist natürlich schwer zu sagen, wie es dann bei dir sein wird. aber an deiner Stelle würd ich mir sowieso einen anderen Job suchen, hört sich generell nicht so prickelnd an.

    Zum KBG darfst du dazuverdienen, EUR 16.200/Jahr - also samstags arbeiten geht sicher, Geringfügig ist ohnehin kein Problem. Wenn du Samstag arbeiten kannst und jemanden fürs Baby hast, dann ist die 15+ Variante oder vielleicht sogar die 20+ Variante sicher eine gute Idee

    Wenn du beim selben Arbeitgeber arbeiten willst, dann gibts da auch keine Probleme; bei einem anderen AG solltest du das aber mit deinem eigentlichen AG abklären (geht zwar, aber vielen AG sehen das halt gar nicht gern, vor allem wenns die gleiche Branche ist)
  • Muss ich die Freistellung wo melden? Ich will meinen AG nirgends reinhauen zB Arbeitsinspektor, weil er einfach der beste Chef ist den man sich wünschen kann. Also mach ich mir eine Freistellung quasi nur mit meinem AG aus?
    Nach da Karenz werde ich ziemlich sicher Job wechseln, weil ich das mit Kind und meinem Gewissen nicht vereinbaren könnte, aber das ist dann ein anderes Thema :)



    Daisypath Anniversary tickers
  • Deinem AG passiert garnix, auch wenn du vom Arbeitsinspektoriat in vorzeitigen Mutterschutz geschickt wirst ;-) einzig heikel sind wohl die Ruhezeiten, da das so wie du es beschrieben hast auf jeden Fall gegen das ASCHG verstößt..
    Es ist allerdings so, dass man vom Arbeitsinspektoriat tatsächlich nicht "so einfach" freigestellt wird..ich hatte da glaub ich "Glück"
  • Ich sag mal so.. Eigentlich ist es glaub ich gesetzlich richtig. 19 Uhr Dienstschluss, bin eben erst um 21 Uhr daheim wegen langer Anfahrtszeit. Offiziell sperren wir um 6 Uhr wieder auf. Glaub 11 Std müssen dazwischen sein.

    Das heißt wenn ich Pech hab, bekomm ich gar keine Freistellung? Auch nicht bei solchen Umständen? Das würde ich ziemlich mies finden. Dann bliebe mir nur noch Krankenstand übrig. Könnte mir etwas passieren, wenn ich in KS geh? Bzw. wie lang geht das gut? Die kommen das dann doch überprüfen oder?


    Wir haben übrigens 3 Ventilatoren, aber die verblasen nur die heiße Luft und bringen nichts.


    Daisypath Anniversary tickers
  • naja, dein AG wird nicht erfreut sein, wenn du freigestellt wirst, weil er dich dann ganz normal bis zum Mutterschutz weiterzahlen muss und dann ja auch noch eine Vertretung für dich zahlen muss - für den AG ist daher vorteilhafter wenn man in vorzeitigen Mutterschutz geschickt wird, weil da dann die KK zahlt.

    aber grundsätzlich muss der AG für schwangerengerechte Arbeitsbedingungen sorgen (ich glaub bis 20 Uhr darfst arbeiten), geht das nicht, dann muss er dich freistellen,

    und das was du geschildert hast, sind die Arbeitsbedingungen, das hat mir Krankenstand an sich nichts zu tun, kommt natürlich auf den Arzt an, wie oft und wie lange er dich dann so krankschreibt.

    nachfolgend die Gründe für Vorzeitigen Mutterschutz:
    GRÜNDE FÜR FREISTELLUNGEN GEMÄß _3 Abs. 3 MUTTERSCHUTZGESETZ:

    1) Anämie mit Hämoglobin im Blut 8.5 g/dl mit zusätzlicher kardiopulmonaler Symptomatik
    2) Auffälligkeiten im pränatalen Ultraschall mit drohendem Risiko einer Frühgeburt unter laufender Therapie (z.B. Polyhydramnion)
    3) Belastete Anamnese mit status post spontanem Spätabort oder Frühgeburt eines Einlings (16. bis 36. SSW)
    4) Insulinpflichtiger Diabetes Mellitus (IDDM), wenn schwer einstellbar
    5) Kongenitale Fehlbildungen
    6) Mehrlinge
    7) Organtransplantierte (z.B. Niere, Herz) Schwangere (hohe Rate an Frühgeburtlichkeit, Wachstumsretardierung und mütterlicher Morbidität)
    8) Plazenta praevia totalis bzw. partialis ab 20. SSW
    9) Präeklampsie, E-P-H-Gestose
    10) Sonographisch bewiesene subamniale oder subplazentare Einblutungszonen (Hämatome) mit klinischer Symptomatik
    11) Status post Konisation
    12) Thromboembolische Geschehen in der laufenden Schwangerschaft
    13) Uterusfehlbildungen
    14) Verdacht auf Plazenta increta/percreta inklusive Narbeninvasion ab 20. SSW
    15) Vorzeitige Wehen bei Zustand nach Tokolyse im Krankenhaus
    16) Wachstumsretardierung mit nachgewiesener Mangelversorgung des Feten
    17) Zervixinsuffizienz: Zervixlänge unter 25mm Länge und/oder Cerclage in laufender Schwangerschaft
    18) Grunderkrankungen der Schwangeren (internistischer, pulmologischer, neurologischer, psychiatrischer Art) werden vom jeweiligen Facharzt /Fachärztin begutachtet und selbige/r beantragt eine Freistellung, wenn tatsächlich eine Gefährdung für Mutter oder Kind vorliegt

    Hinweise:
    1) Vorzeitiger Mutterschutz ist erst ab Ende der 15. SSW möglich (Ausnahme: besondere Begründung)
    2) Nicht angeführte Pathologien sind im Einzelfall zu entscheiden
    3) Hyperemesis, Lumbalgie, Blutungen in der Frühgravidität, Hypotonie mit Kollapsneigung stellen keine Freistellungsgründe dar sondern begründen lediglich einen Krankenstand
    4) Die Tatsache, dass es sich um eine ältere Schwangere handelt ( 35 Jahre) ergibt nicht automatisch einen Freistellungsgrund
  • Hm..mit nem langen Anfahrtsweg ist das natürlich doof :-/ aber schön, dass dein AG sich an alle Regeln hält ;-)

    Es gibt für das Arbeitsinspektoriat nur bestimmte (medizinische) Gründe die zum vorzeitigen Mutterschutz führen..kann man aber über Google leicht herausfinden (führt dann eh auch auf die Seite der AK) am besten du rufst wirklich mal die AK an und lässt dich beraten..ich wünsch dir, dass es für dich eine Möglichkeit gibt, dass du in der Schwangerschaft nicht weiter unter solchen Umständen arbeiten musst :)
  • Ach so, lange Wege zählen natürlich nicht, es hat sich oben anders gelesen.

    Freigestellt wird nur bei wirklich schwerwiegenden Fällen, schau mal hier: https://www.wko.at/Content.Node/Service/Arbeitsrecht-und-Sozialrecht/Arbeitsrecht/Mutterschutz--Elternkarenz-und-Elternteilzeit/Beschaeftigungsverbot.html
    So "einfach" ist es leider nicht mehr. Ein psychologisches Gutachten wäre eine Möglichkeit, mit der es oft klappt, aber nicht immer. Dann wäre es vorzeitiger Mutterschutz und für den Arbeitgeber finanziell am einfachsten.
    Wenn es aber ein guter Chef ist wie du schreibst, dann findet ihr vielleicht eine gemeinsame Lösung. Alles Gute auf jeden Fall!
  • da ihr ja erst anfangt mit basteln, evtl Urlaub zusammensparen und diesen dann vorm Mutterschutz nehmen, .

    aber am besten mit dem Chef dann einfach die Arbeitsbedingungen klären wie @familiennest schon geschrieben hat.
    die schweren Packerl können die Lieferanten auch nach hinten tragen, oder er macht das; Rauchen im Geschäft kann man verbieten, Dienste neu einteilen, Klimaanlage einbauen. etc
  • Oh man, echt komplizierter als ich dachte :( dabei will man doch nur dass das Kind nicht gefährdet wird :/
    Krankschreiben würd auf jeden Fall gehen, wegen guter Kontakte zum Arzt. Klar sowas nützt man eigentlich nicht aus, aber bevor ich dann wirklich normal weiterarbeiten muss, würd ich das schon machen.

    Auf jeden Fall danke für die Antworten und die Links werd ich mir mal genauer durchlesen.
    Ich hoffe auch, dass ich da ne Lösung finde.


    Daisypath Anniversary tickers
  • Das mit dem Urlaub davor ist echt eine super Idee :) an das hab ich noch gar nicht gedacht!

    Klima kommt erst in einigen Jahren.. an das Rauchverbot halten sich die Kunden nicht - blasen mir den Rauch ins Gesicht, ich geh hustend zurück und bekomm dann als Antwort dass ich mich nicht so anstellen soll, schließlich Verkauf ich die Zigaretten, aber ich hab generell viel mit Alkis, Junkies, Bettlern und aggressiven Kunden zu tun, da die am Platz vorm Geschäft "leben"

    Wenn es so weit ist, wird mein Chef mit mir bestimmt ne Lösung finden, bin sicher nicht die erste Schwangere bei ihm :)
    Danke Mädls :)


    Daisypath Anniversary tickers
  • Wo arbeitet du den? das hört sich ja wild an.
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