Auf der Suche nach dem verlorenen Glück - Meinungen

Hallo ihr Lieben!

Auf mehrfache Empfehlung hin habe ich begonnen das Buch "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück" von Jean Liedloff zu lesen. Mich würden eure Meinungen dazu interessieren, online liest man ja fast nur Gutes!
Ich muss sagen, in mir hat der Text tiefe Schuldgefühle hervorgerufen, weshalb ich auch nicht weitergelesen habe und das Buch auch keinem weiterempfehlen würde. Die Szene in der beschrieben wird, wie das Baby im Spital im Babybett liegt und leidet, hat mich echt getroffen, da mein Kleiner aufgrund der Gelbsucht auch alleine unterm Blaulicht liegen musste oder in der ersten Nacht zur Überwachung im Kinderschwester Zimmer sein. Einige andere Szenen gingen mir auch nahe, obwohl ich weiß, dass die Leute im Spital schon das Richtige gemacht haben und mich keine Schuld trifft. Ging es jemandem ähnlich?
Ich kann echt nicht ganz verstehen, warum das Buch so gehypt wird, mich hat es nur bei total vielen Dingen verunsichert 🙃

Kommentare

  • Ich kannte das Buch nicht und habe es dementsprechend nicht gelesen. Hab kurz gegoogelt worum es da geht und werde es bestimmt nicht lesen. Ich würde mich davon aber nicht verunsichern lassen 🙂
  • Als sich später zeigte, dass die Resultate nicht wie erhofft eintraten, verwies Liedloff darauf, dass dies vermutlich daran läge, dass die Yequana, Balinesen sowie andere Mitglieder evolvierter Gesellschaften – anders als die zivilisierten Eltern im Westen – die positive Entwicklung wie selbstverständlich und ohne den leisesten Zweifel erwarteten
  • Dabei wurde sie nicht müde, darauf hinzuweisen, dass eine solche Entwicklung für einzelne zivilisierte Menschen nur eingeschränkt möglich sei, da die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Nordamerika oder Mitteleuropa völlig andere als z. B. bei den Yequana seien.

    Beides Zitate aus dem Wikipedia Artikel zur Autorin
  • Un bezüglich Baby, das im Krankenhaus unterm Blaulicht liegt: gut, dass es in der westlichen Welt, diese medizinischen Möglichkeiten gibt. Bei den ureinwohnnern, die die Autorin anscheinend so glorifiziert, gibt's dies nicht und da werden leider viele Babys noch sterben, die mit moderner Medizin behandelt werden können
    melly210maks911Anne_
  • Ich hab mehrfach davon gehört und ein bisschen reingelesen. Ich bin kein Fan von verklärender Naturvölkerromantik. Gewiss gibt es positive Aspekte, aber deshalv ist eine Kindheit in unserer Gesellschaft noch lang nicht schädlich oder irgendetwas was mich beunruhigen würde.
    jasmini_bambini
  • @Dani2511 Den Wikipedia Artikel hab ich eh auch gelesen 😅 Finde spannend, dass mir das auch mehrere Hebammen empfohlen haben 🙈 Mein Freund hat auch gemeint, dass dort die Leute dafür mit 35 sterben und halt in anderen Bereichen massive Probleme haben, die bei uns wegfallen.

    @Lila2022 Nein, eh nicht, das glaub ich auch nicht. Es ist aber teilweise so berührend geschrieben, dass es mich echt an irgendeinem wunden Punkt getroffen hat. Hätte auch nicht damit gerechnet 😬

    Mich würde halt schon interessieren, ob andere das Buch auch so furchtbar finden und warum es dennoch so viele empfehlen 🤔
  • @julia_a ich kenne das Buch nicht! Aber ich weiß was du meinst! Meine Maus war sozusagen 24 Stunden im incubator! Weil sie Gelbsucht hatte! Sie wurde alle 2-3 Stunden zu mir gebracht, das ich sie in den Schlaf Stille und dann wieder in den Incubator! Davor war sie ziemlich ausgeglichen, ich habe das Gefühl, dass sie dadurch total aus dem Gleichgewicht gefallen ist!
  • Warum das so empfohlen wird - keine Ahnung, da es für Menschen, die nicht so ein Leben führen, wenig praxistaugliches finden wird und es ist von 1975, also auch nicht unbedingt das aktuellste. Wie gesagt, ich hab's nicht gelesen, aber nachdem was auf Wikipedia darüber steht, sehe ich es sehr kritisch, da letztlich, wollte man das ganze konsequent umsetzen sehr viel Druck auf Mütter ausgeübt wird und Frauen die dies nicht erfüllen können (Beispiel stillen) sich dann am Ende schlecht fühlen (kenn ich zu genüge aus dem Freundeskreis)
    Lila2022
  • sara2709sara2709

    4,731

    bearbeitet 4. 04. 2023, 20:47
    Meiner musste auch 3x zur Phototherapie, beim ersten Mal wars für mich auch total schlimm. Ich durfte aber zu ihm reingreifen seitlich und hätte ihn auch stillen dürfen, aber bei schwieriger Stillbeziehung mit min 1h oder so ohne Wissen ob satt hab ich lieber abgepumpt bzw einmal hab ich nach Plan gepumpt und er hatte vorher schon Hunger, wurde halt zugefüttert.

    Edit: da braucht man kein Buch um sich in der Situation schlecht zu fühlen.
    Farfalla06
  • Ich denke das kann man nur als Kind seiner Zeit sehen. 1975 war es in unseren Breiten üblich, daß die Kinder nach der Geburt in den Spitälern nicht bei den Müttern am Zimmer waren sondern auf der Kinderstation. Zu den Müttern wurden sie nur zu fixen Zeiten zum stillen gebracht.
    Heute wissen wir, daß es besser ist wenn die Kinder mehr Kontakt zu den Eltern haben, deshalb wird das bei gesunden Kindern heute nicht mehr so gemacht. Meine Mutter musste 1980 noch einen heftigen Aufpreis zahlen damit ich bei ihr bleiben durfte.

    Und generell: ich bin auch gegen Verklärung der Naturvölker ! Die Kindersterblichkeit war hoch, und die meisten haben die 40 nicht erreicht. Klar ist es besser wenn das Baby bei der Mama sein kann, das zweifelt wohl niemand mehr an, aber es ist erheblich besser es liegt im Inkubator als es stirbt oder hat gröbere Folgeschäden.
    KaffeelöffelMamaLamamaks911
  • Mohnblume88Mohnblume88

    4,448

    bearbeitet 4. 04. 2023, 20:48
    Ich hab das Buch angefangen zu lesen und war ebenso ziemlich verwundert, dass es so viel positives Feedback dazu gibt.
    Ich fühlte mich nicht abgeholt, eher verwirrt. Vergleich von Äpfel u Birnen.
  • Ich habe das Buch zwar hier aber nie wirklich weit gelesen - ich bin also nicht vorgedrungen bis zu solchen unangenehmen Szenen (und bin darüber gerade auch sehr froh).

    Was ich aus 'geschichten' von urvolkern mitnehme ist meist diese Leichtigkeit und Offenheit. Dieses "es geht auch einfach, denk nicht immer zu kompliziert darüber nach, wie Dinge gehen" und viel auch diesem "vertraue deinem natürlichen Instinkt" denn allzuhaufig glaube ich,haben wir das verlernt auf unsere Bedürfnisse, unsere Körper und Intuition zu hören und zu vertrauen.

    Dennoch würde ich niemals sagen, dass dies eine Ablehnung der westlichen Medizin und Möglichkeiten zur Folge haben sollte. Vielmehr ein "hinterfragen der notwendigkeit" und wenn man dahinter steht- mit bestem gewissen machen.
    Ähnliches was du beschreibst hatte ich nach dem hypnobirthing buch und meiner 1. Geburt.
    Schuldgefuhle, es nicht "so gemacht zu haben", Skepsis und Wut gegen dad medizinische system, diese fragen ob man sich was aufzwingen hat lassen, ob man richtig entschieden hat usw usw.

    Ich finde wir sollten alle versuchen weniger streng zu uns selbst zu sein (wir alle entscheiden in dem Moment wo wir es müssen, mit bestem wissen) aber wir sollten uns eben auch nicht immer alles von außen einfach einreden lassen (bei mir waren das dann schon so banale Dinge, wie dass noch immer negativ kommentiert wird, dass ich keinen Kinderwagen habe, dass ich abhalte, breifrei gemacht habe etc.) Und wir sollten in vielen Dingen viel mehr unserem mütterlichen Instinkt vertrauen!! Soetwas sollten meiner Meinung nach solche Bücher vermitteln... aber wie auch bei hypnobirthing ist es häufig nicht so (ich merke aber auch, dass vieles bei uns eben nicht so dramatisch ist (medizinische Situation, Entscheidungen etc.) Wie es in Büchern oft über Amerika dargestellt wird. Man sollte nicht außer Acht lassen, dass diese Bücher oft USA zum Vergleich her nimmt und dort andere Werte im System sind (ein bonding oder Rooming in ist dort etwas für das die Mutter kämpfen muss, bei uns schon eine Selbstständlichkeit)
    Forumianerinmydreamcametruemaks911
  • Ich habe das Buch auch nicht gelesen, aber mein Kind war 7 Wochen im Inkubator/Wärmebett. Ich hatte oft mit Schuldgefühlen zu kämpfen, weil ich nicht Tag und Nacht zumindest neben dem Bett sitzen konnte. Nichts desto trotz... mein Kind wäre ohne Inkubator TOT. Trotzdem haben wir eine sehr innige und gute Bindung und ich finde, es ist wichtiger was man im späteren Leben daraus macht, anstatt an dieser - vergleichsweise kurzen Zeit - festzuhalten, die halt nicht optimal (oder eigentlich doch optimal) verlaufen ist. 😊❤️
    melly210tweety85maks911
  • Hm. Ich hab das Buch auch nicht gelesen und werde es vermutlich auch nicht tun. Aber meine Gedanken zu Naturvölkern und das Kinderkriegen sind geteilt. Ich bewundere nämlich teilweise schon den Umgang. Dieses "nach Instinkt handeln". Eh wie @Selina1234 es geschrieben hat. Bin da voll bei dir!

    Und gleichzeitig auch froh über unsere Sicherheiten.
  • bearbeitet 5. 04. 2023, 13:26
    Ich habe es gelesen, ebenso wie die ‚artgerecht‘ Reihe und einige andere Dinge zu der Thematik. Wie immer habe ich das was für mich passt mitgenommen.
    Solche Bücher muss man immer hinterfragen und für sich selbst interpretieren.

    Grundsätzlich finde ich diesen Nähe Gedanken gut und bin der Meinung dass Babies, insbesondere in den ersten 3 Monaten, stark davon profitieren viel Körper- und Hautkontakt zu den Eltern zu haben, auch generell braucht der Mensch viel mehr körperkontakt als in unserer Gesellschaft üblich ist.

    Allerdings sind wir halt eben eine westliche und moderne Gesellschaft wo das nicht immer alles so möglich ist.


    Mitgenommen habe ich auch dieses instinktivere handeln und dass ich oft versuche mich an die Ursprünge des Menschen zu erinnern, und daran was jetzt wichtig ist vs was die Gesellschaft erwarten würde.
    Forumianerintweety85
  • tweety85tweety85

    2,281

    bearbeitet 5. 04. 2023, 14:54
    Also ich hab das Buch auch gelesen(ist aber schon wieder ein paar Jahre her) und ich find es wirklich gut. Allerdings etwas gewöhnungsbedürftig vom Schreibstil her, weil es halt doch schon recht alt ist. Kann auch an der schlechten Übersetzung liegen, zum Beispiel fand ich den Begriff " Kinderaufzucht" furchtbar.

    Damals war es halt ein total neuer Ansatz, dass man Babys nicht schreien lassen soll, Babys eigentlich die ersten Monate getragen werden sollen usw. Das wird im Buch halt sehr emotional erklärt teils aus der Sicht des Babys.

    Kann man mit heutzutage gar nicht mehr vergleichen, aber solche Bücher hat es einfach gebraucht, dass ein Umdenken stattfindet. Aber natürlich soll man sich da auch nicht alles so zu Herzen nehmen. Zum Beispiel über das Naturvolk, wie sie mit ihren Kindern umgehen, dass die Kinder ihren Eltern ohne Aufforderung überall hin folgen und ihnen nicht hinterherrennen müssen hat mich auch ein bisschen getriggert.
    Dort steht:" ...Trotz unserer millionenjährigen Vorgeschichte und des beständigen Beispiels unserer Tiergefährten sowie immer noch einige unserer Mitmenschen haben wir es fertiggebracht, unsere Kleinkinder zum Weglaufen zu bewegen......"
    Das hat mich echt auch lange beschäftigt aber finde es nicht immer schlecht, wenn man zum Nachdenken angeregt wird.

    Zum Thema frühe Trennung vom Neugeborenen. Solange das Baby ausreichend körperliche Nähe bekommt durch wen auch immer ( was heutzutage sicher immer gegeben ist) braucht man sich da auch nicht runtermachen und natürlich gibt es auch manchmal medizinische Notwendigkeiten, die es nicht zulassen, aber man kann es dann nachholen.Die Hauptaussage des Buches ist wohl, dass ein Baby in den ersten Monaten so viel Körperkontakt wie nur möglich braucht und das finde ich gar nicht falsch.
    Forumianerin
  • Ich finde auch immer wichtig sich einfach zu fragen "was brauch ich und mein Baby wirklich" denn allzuoft wird einem ja eine Liste aufgebummt die nur mit Jahreseinkommen zu stemmen ist. Und eigentlich braucht man das alles eben nicht, weil was das baby braucht ist einzig und allein die Mutter und Nähe! Und da sind Denkanstöße wie "man braucht auch keinen Kinderwagen, man braucht auch keinen schnuller etc." Wichtig.
    Nicht weil sie sagen: Wer es doch benutzt ist schlecht, sondern das gegenteil: du sollst es nur benutzen, wenn du es brauchst!
    mydreamcametrueLeni220619
  • As ich hab das Buch nicht gelesen, aber wie bei den meisten Ratgebern kann man sich da wahrscheinlich eiinen Teil mitnehmen und einen Teil nicht so...

    Grundsätzlich sind ja gute Ansätze, die im den 1970er Jahren noch revolutionär waren: stillen nach Bedarf und nicht nach Zeitplan, schlafen im Elternbett, viel körperkontakt, mehrere bezugspersonen fürs kind...

    Aber in jedem Bereich kann man die Lebensweise bei naturvölkern nicht in unser Leben übertragen. Bzw - wollen wir das? Fängt ja schon bei der Geburt an... Bei naturvölkern gibt's so gut wie keinen Kaiserschnitt. Dafür können Eltern dort wahrscheinlich besser damit umgehen, wenn babys während/nach der Geburt sterben oder tot geboren werden oder einen bleibenden Schaden durch Komplikation bei der Geburt davontragen. Durch die moderne Medizin bei uns kommt sowas zum Glück sehr selten vor - dafür ist es für die Betroffenen umso schwerer zu verarbeiten, wenn es trotzdem passiert. Aber ganz ehrlich - wollen wir das? Ich denke jede Mutter mit Kaiserschnitt ist froh über diese Möglichkeit, selbst wenn in ihrem Fall Komplikationen bei einer vaginalen Geburt "nur" bei 10 % gewesen wären - also der Kaiserschnitt zu 90% "unnötig" wäre.

    Bei der phototherapie ists wahrscheinlich ähnlich. Macht man ja normalerweise nicht zum Spaß, sondern aufgrund von medizinischer Indikation.
    Meine große war auch in dem kastl und mir ging es nicht gut damit. Ich war sehr froh, als ich sie wieder bei mir hatte und sie sichtlich ebenso. Es hat unsrer Bindung sicher nicht geschadet, ich hab unsre Verbindung zueinander da sogar viel intensiver wahrgenommen als 3 Tage vorher beim eigentlichen bonding direkt nach der Geburt.
    melly210
  • Vor allem muss man die Implikation von Geburts-oder anderen Schäden greifen: Bei uns werden Kinder zu Erwachsenen die ohne medizinische Hilfe und westlicher Lebensweise teils schon im Säuglingdalter versterben würden.
    Noch vor Kurzem war auch bei uns die Lebenserwartung von Menschen mit Downsyndrom erheblich geringer, weil sie viel, viel früher an Herzproblemen usw. verstarben. Meine Mutter arbeitet schon Lange in der Pflege mit geistig/körperlich Behinderten. Eine alte Angehörige sagt ich mal, dass Trisomie 21 bei ihnen kein Problem war, weil die einfach am Hof 'mitgelaufen' sind, genug Familie aussenrum und über die Zukunft musste man sich keine Gedanken machen, weil sie mit 20 eh schon nah am Ableben waren.

    Für mich macht frühkindliches Glück geliebt und angenommen werden aus. Mutterliebe geht überall, egal ob im Blätterwald oder Gemeindebau, egal ob mit der Flasche oder Busen. Der Rest ist Beiwerk aussenrum.

    Und man darf anmerken, dass bei all dem Respekt für andere Lebensweisen nicht übersehen werdendarf, dass es mehr als genug Stämme gibt die untrüglich kinderschädliche Traditionen haben.
    whataboutmeKaffeelöffelmydreamcametruemelly210
  • Danke für eure zahlreichen Meinungen! Ich seh das ganze mittlerweile auch nüchterner und nehme mir aus dem Buch nur mit, dass Nähe und Tragen dem Baby gut tun. Dass es nicht immer geht und eine Trennung im Spital aufgrund medizinischer Notwendigkeit nötig war, ist auch voll ok, das wusste ich eigentlich auch vorher schon, nur hat mich das Buch da ziemlich verunsichert! 😅 Ich glaube auch, dass man sich ziemlich oft auf seinen Instinkt verlassen kann - in vielen Fällen liegt man damit eh richtig, das werde ich in Zukunft auch mehr beherzigen.
    melly210
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