[Expertenchat] - Mehrsprachige Erziehung bei Kindern mit Mag. Zwetelina Ortega

AdminAdmin

5,359

bearbeitet 8. 10. 2018, 10:22 in Entwicklung & Erziehung
Hallo alle,

Heute darf ich Mag. Zwetelina Ortega von Linguamulti für einen Expertenchat begrüßen. Frau Mag. Ortega wird euch heute (Sonntag, 22.05) und morgen (Montag, 23.02) eure Fragen rund um die mehrsprachige Erziehung und kreative Sprachförderung von Babys und Kleinkindern in diesem Thema beantworten.
  • Wer hat von euch Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit in seiner Familie?
  • Versucht ihr euren Kindern von früh an eine weitere Sprache mitzugeben?
  • Wie integriert ihr diesen Spracherwerb in den Alltag?

Zu unserer Expertin:
Mag. Zwetelina Ortega ist Sprachwissenschaftlerin, Autorin und Expertin für mehrsprachige Erziehung. Seit September 2014 führt sie das Beratungszentrum Linguamulti (www.linguamulti.at). Zwetelina Ortega biete Einzelberatung und Workshops für mehrsprachige Erziehung für Eltern, LehrerInnen und KindergartenpädagogInnen an. Die Eltern-Workshops finden monatlich im Therapiezentrum Gersthof in Wien statt.

Dabei wird Augenmerk auf verschiedene Schwerpunkte gelegt: Mehrsprachige Erziehung allgemein, mehrsprachig von Geburt an und für Eltern mit älteren Kindern zum Thema Lesen und Schreiben in mehreren Sprachen. Familien, die für konkrete Situationen und Fragen Antworten suchen, können in der Einzelberatung persönlich oder per Video, diese abklären. Darüber hinaus hält sie auch viele Workshops an Schulen, Kindergärten und in Betrieben.

Mehr zu Linguamulti findet ihr auf dieser Website


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Der Expertenchat:
Der Expertenchat auf Babyforum.at ist für alle hier im Forum ein Service bei dem wir SpezialistInnen auf den jeweiligen Gebieten mit euch in Kontakt bringen. Eure Fragen könnt ihr dabei direkt an unseren Experten stellen. Diese Antworten euch hier im Forum an den Tagen an denen der Expertenchat „live“ ist. Bitte habt ein wenig Geduld bei den Antworten, wenn beispielsweise einmal mehrere Fragen an unsere SpezialistInnen gestellt werden (diese sind oft auch nicht so eingewöhnte Forumianer wie wir ;) ). Diese möchten sich auch konzentriert Zeit nehmen um diese zu beantworten.


Los geht's. Ich freue mich auf eure Fragen und einen regen Austausch.

Lg, Admin, #expertenchat
ifmamkl89Snoopy
getaggt:
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Kommentare

  • Hallo zusammen! Willkommen zum Chat auch von mir!
    Vielleicht hat jemand von euch bereits Erfahrung mit Mehrsprachigkeit? Wer von euch möchte einige Eindrücke mit uns teilen?
    Lg Zwetelina
    Admin
  • Guten Tag Frau Ortega,

    Erstmals danke für die Möglichkeit, Ihnen Fragen stellen zu können! (Auch ein großes Dankeschön an @Admin !)

    Mein Sohn (16 Monate) wächst zweisprachig auf. Mein Mann und ich sind gebürtige Kroaten.
    Ich selbst wurde auch zweisprachig erzogen und bin sehr dankbar dafür, dass meine Eltern mir und meinen Geschwistern unsere Muttersprache intensiv auf unseren Lebensweg mitgegeben haben.

    Mein Sohn geht zur Tagesmutter und hat dort natürlich nur mit der deutschen Sprache Kontakt. Zuhause sprechen wir mit ihm vorwiegend Kroatisch.

    Bisher hat er sich noch nicht sonderlich für Bücher interessiert, aber sobald es so weit ist, möchte ich ihm Gute-Nacht-Geschichten vorlesen.
    Mir stellt sich nun die Frage, ob es Sinn macht, abwechselnd Kroatisch und Deutsch vorzulesen (sprich einen Abend die eine, den nächsten Tag die andere Sprache), oder in diesem Alter Schwerpunkt auf die Muttersprache zu legen? Würde ich ihn überfordern, wenn ich beide Sprachen vorlese?

    Vielen Dank!
  • bearbeitet 22. 05. 2016, 10:37
    @ifmamkl89 Es ist eine große Bereicherung und eine tolle Chance, die Ihnen Ihre Eltern gegeben haben!
    Beim Abwechseln der Sprachen ist erstmal wichtig, dass Sie bei einer Sprache bleiben, wenn Sie direkt mit Ihrem Kind sprechen, also in diesem Fall Kroatisch. Das Vorlesen ist sozusagen eine kleine Ausnahmesituation, weil Sie nicht direkt mit Ihrem Kind sprechen und es spricht nichts dagegen auch Bücher auf Deutsch vorzulesen. Um dem Kind mehr Klarheit bei den Sprachen zu bieten könnten Sie es zum Beispiel so machen, dass Sie Deutsch vorlesen und der Vater Kroatisch oder umgekehrt. So kennt sich Ihr Sohn aus: „Papas Gutenachtgeschichten sind auf XXXX und die von Mama auf XXX.“
    ifmamkl89djalexutz
  • bearbeitet 22. 05. 2016, 11:05
    Noch eine Idee zum Vorlesen; man kann nicht früh genug mit Büchern anfangen. Durch die Nähe und das schöne Gefühl, zum Beispiel beim Kuscheln, verbinden Kinder, auch sehr junge Kinder, Bücher mit wunderbaren Erfahrungen. Diese Erfragung und Prägung nehmen die Kinder mit ins fortgeschrittene Alter.
  • ButterkeksButterkeks

    2,517

    bearbeitet 22. 05. 2016, 10:57
    Liebe Frau Ortega!

    Mein Mann kann fließend Englisch, es ist aber nicht seine Muttersprache. Er war lange mit einer Engländerin zusammen, viel in Ländern unterwegs wo er sich jahrelang nur in Englisch unterhalten hat und auch sein Studium war in Englisch. Trotzdem finde ich, hört man seinen Dialekt recht stark. Auch wenn jetzt grammatikalisch alles korrekt sein wird, frage ich mich welche Auswirkungen das hat? Er möchte nämlich unbedingt unser Kind, das in 6 Wochen auf die Welt kommt, zweisprachig erziehen. Wir lesen ständig unterschiedliche Meinungen dazu. Vor allem heißt es, dass das Kind die angelernte Aussprache nicht mehr wegbringen würde. Andererseits hätte sie ja auch eine, wenn sie "nur" das Schulenglisch lernt?

    Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.

    Danke!!
  • @Butterkeks Sie haben recht, es ist ein schwieriges Thema und dazu gibt es viele widersprüchliche Meinungen. Aus meiner Erfahrung mit den Eltern, die zu mir in die Beratung und in die Workshops kommen, kann ich sagen, dass es mehrere Aspekte gibt, die man bei so einer Entscheidung beachten muss. Übrigens, die Entscheidung nennt man „intentionale Mehrsprachigkeit“.

    Wenn man eine Fremdsprache an sein Kind weitergeben möchte, stellen sich einige grundlegende Fragen. Und dass obwohl man diese Fremdsprache sehr, sehr gut beherrscht.

    1. Ihr Mann spricht zwar sehr gutes Englisch, aber keineswegs auf Muttersprachenniveau, wenn man bei ihm einen Akzent heraushört. Die Aussprache ist etwas Wichtiges, worauf es aber ankommt. Denn Kinder lernen als erstes, wenn man so will, die korrekte Aussprache und das anfangs von den Eltern.
    2. Trotz des intensiven Umgangs mit dem Englischen ist er nicht in einem englischsprachigen Land aufgewachsen, also fehlt ihm der kulturelle Teil der Sprache.
    3. Wenn man mit seinem Kind spricht sollte es so natürlich wie möglich sein, denn Sprache transportiert Gefühle. Wir haben über unsere Muttersprache, diese von unseren Eltern vermittelt bekommen und geben sie an unsere Kinder weiter. Vielleicht ist dies der wichtigste Punkt, der zu beachten ist. Egal wie gut man eine Fremdsprache spricht, die Gefühle, die wir in unserer Muttersprache zwischen den Zeilen transportieren, bleiben aus. Das ist aber für die emotionale Entwicklung des Kindes enorm wichtig, sowie für die Bezeigung Vater-Kind.

    Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Sie können mit Ihrem Kind beide ihre Muttersprache sprechen, in diesem Fall Deutsch und es trotzdem zweisprachig mit Englisch erziehen. Sie machen sich dabei die zahlreichen Angebote der Kinderbetreuung zu nutze. Zumindest in Wien gibt es ganz wunderbare Möglichkeiten. Es gibt sogar einsprachige Kindergärten nur mit Englisch. Ich kenne eine Mutter, aus der Beratung, die das mit ihren Töchtern so gemacht hat. Die Kinder sprechen wunderbar Englisch, und natürlich auch Deutsch, denn das ist die Familiensprache. Wäre das eine Möglichkeit? Und Ihr Mann könnte Ihr Kind durch die zweisprachige Bildungslaufbahn gut begleiten und unterstützen.
    Ich hoffe meine Antwort lichtet einwenig die Widersprüche ;-)
    Alles Gute auch für die Geburt!
  • @Linguamulti Danke für Ihre lange Antwort. Was halten Sie davon, wenn wir manche Sätze einfach immer auch in Englisch wiederholen und Kinderbücher usw. auch in Englisch vorlesen? Oder führt die Vermischung von Englisch und Deutsch nur zur Verwirrung? Ich muss dazusagen, ich würde nur Deutsch mit dem Kind sprechen. Also einen Unterschied würde sie zumindest von Anfang an erkennen. Eine Nanny die Englisch spricht, haben wir uns auch schon überlegt. Meinem Mann ist das Thema (leider) zu wichtig. Es sollte nur nicht das Kind verwirren finde ich und wir sind beide keine Experten.
  • bearbeitet 22. 05. 2016, 13:51
    @Butterkeks Kinderbücher auf Englisch zu lesen, oder später auch Kinderlieder und Videos gemeinsam anzusehen ist eine gute Idee. Sätze zu wiederholen finde ich nicht so gut. Wie sie richtig gesagt haben, könnte das verwirrend wirken auf das Kind. Bleiben Sie bei einer Sprache. Und achten sie darauf, dass die Nanny tatsächlich ein native speaker ist. Ansonsten ist es eine super Idee! Und ich finde die Bemühungen, die Ihr Mann vorhat sehr gut. Es geht, wie gesagt, auch ohne, dass er direkt mit dem Kind spricht. Dieser Artikel behandelt zwar nicht genau Ihr Thema, eher "mit dem Kind in der Muttersprache kommunizieren", vielleicht eröffnet er aber weitere Infos für Sie: http://derstandard.at/2000030961685/Die-Sprache-des-Kindes-in-uns
  • hallo, die Muttersprache meines Mannes ist spanisch. zuhause sprechen wir auch nur spanisch, da es für ihn sehr anstrengend ist deutsch zu sprechen und wir es einfach so gewohnt sind. im juli kommt nun unser baby zur Welt. ich werde natürlich deutsch mit dem Baby sprechen, allerdings wenn mein Mann zuhause ist wird es wahrscheinlich beim spanischen bleiben.
    ich habe mir auch schon überlegt, ob nicht mein Mann durch das Baby sein Deutsch verbessern könnte?
    wie sehen sie das?
  • Ich habe oft gehört das zweisprachige Kinder oft später sprechen lernen. Wie sind Ihre Erfahrungen dazu?
  • @Linguamulti
    Hallo, ich hätte auch eine Frage zu dem Thema. Mein Mann und ich wollen unser Kind zweisprachig erziehen. In unserem Fall Deutsch und Englisch. Mein Mann spricht sehr schönes Englisch (ohne österreichischen Akzent) und hat als Kind 4 Jahre lang in den USA gelebt. Auch ich spreche schon seit ich 4 bin Englisch (mehr oder weniger Akzentfrei) und es ist mir wichtig, dass mein Kind mit seinen Cousins (wohnen in den USA) kommunizieren kann.
    Meine Cousine, die in den USA lebt erzieht ihre beiden Buben auch zweisprachig und zwar mit "One-person-one-language". Ich finde diesen Ansatz super und würde das auch gerne so machen. In diesem Fall würde ich Deutsch und mein Mann Englisch sprechen.
    Was halten Sie von diesem Ansatz? Haben Sie Literatur dazu die sie empfehlen könnten? In ihrer ersten Antwort war diese Art und Weise der zweisprachigen Erziehung schon erkennbar.
    Danke für Ihre Antwort
    LG
  • @Linguamulti danke nochmals für die Antwort und den Link. Und ich meinte natürlich auch Akzent und nicht Dialekt ;)
  • @tirol2016 Ihre Situation ist eine gute Möglichkeit „one person one language“ anzuwenden – Sie sprechen Deutsch immer, wenn Sie direkt mit dem Kind kommunizieren und Ihr Mann immer Spanisch. Da er Deutsch versteht, auch, wenn es anstrengen ist für ihn zu sprechen, wird er Ihnen folgen können, wenn sie mit dem Kind direkt reden. Üblicherweise wiederholen sich viele Dinge Anganges, die man mit dem Kind bespricht und der Partner lernt mit. Ich glaube, dass es dem Deutschen Ihres Mannes guttun wird, zumal er dann auch mehr deutsch Input haben wird, denn bis jetzt ist zuhause ausschließlich Spanisch die Familiensprache. Ihr Kind hat so die Chance in beiden Sprachen ein sehr gutes Niveau zu entwickeln.
    Alles Gute für die Geburt!
    fibi87
  • @Babsi123
    Liebe Babsi, Sie haben mit Ihrer Frage ein Thema aufgegriffen, dass viele Eltern beschäftigt! Danke dafür.
    Früher sagte man, dass zwei- oder dreisprachige Kinder quasi automatisch später zu sprechen beginnen. Mittlerweile wurden zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen dazu durchgeführt, die diese Theorie widerlegen. Meine eigene Erfahrung als Mutter und Beraterin kann diese Annahme auch nicht bestätigen. Meine dreisprachige Tochter hat mit knapp einem Jahr erste Worte gesagt, also extrem früh. Andere Familien berichten von „späterem“ Beginn. Aber was heißt das genau? Das größte Problem dabei ist, dass mehrsprachige Kinder über einem Kamm geschärt werden, aber nahezu jede familiäre sprachliche Situation ist individuell. Und immer wieder werden sie mit Einsprachigen verglichen, was einfach grundlegend falsch ist, denn die Entwicklung ist anders.
    Weiter ist die Frage wer genau beurteilt ab wann später ist – ist es eine Person, die kompetent ist, die sich mit Sprachentwicklung bei mehrsprachigen Kindern auskennt und vor allem die, Einblick hat in alle Sprachkompetenzen des Kindes – wohl kaum. So entsteht ein verzerrtes Bild.
    Die neueren Untersuchungen tendieren eher dazu, dass Kinder einfach von sich aus sehr unterschiedliche Entwicklungsschritte haben und dass die Mehrsprachigkeit nicht der Grund für eine Verzögerung in der Sprachentwicklung ist. Sondern, dass die Gründe dort liegen, wo sie auch für einsprachige Kinder zu finden sind.
    Wenn man von Verzögerung spricht, dann handelt es sich eher um wenige Monate, die das mehrsprachige Kind braucht um sozusagen, die Sprachenvielfalt zu verdauen.
    Übrigens wurden mehrsprachige und einsprachige Kinder mit einer klar erwiesenen Sprachverzögerung oder -behinderung untersucht und es konnten keinerlei Unterschiede festgestellt werden.
  • @fibi87 Liebe Fibi, Ihre Situation würde ich anders als die oben genannte beurteilen.
    Ihr Mann wurde als Kind in einem englischsprachigen Land sozialisiert, und hat eine ganz andere Beziehung zum Englischen.
    Ich sehe es als eine gute Option, dass Sie eine OPOL Erziehung anwenden, die gut funktionieren kann. Dabei ist die Konsequenz maßgebend! Wenn Sie sich dafür entscheiden, dass Sie Deutsch, Ihr Mann Englisch mit dem Kind sprechen, dann für immer ;-) Das ist vor allem auch wichtig, weil Väter oft nicht so viel Zeit mit dem Kind verbringen, ich tätige hier nur eine Vermutung, das muss natürlich nicht stimmen, dann ist die Klarheit für das Kind wichtig – Mit Papa spreche ich immer Englisch- damit sich das Deutsche als eine Sprache, die sehr präsent ist nicht einschleicht und die schwächere Sprache Englisch verdrängt.
    Ein gutes Handbuch, das darauf eingeht wie selbst zweisprachige Eltern ihre Kinder erziehen ist z.B.: Claudio Nodari, Raffaele De Rosa, "Mehrsprachige Kinder, Ein Ratgeber für Eltern und andere Bezugspersonen". Bern 2006
    fibi87
  • @Linguamulti Danke sehr für Ihre Antwort, ich finde Ihren Input sehr hilfreich!
    Das mit der Konsequenz ist mir klar und auch meinem Mann. Wobei mein Mann auch diesen Punkt mit dem "nicht so viel Zeit" mit dem Kind verbringen (im Gegensatz zur Mutter) auch schon zur Sprache gebracht hat. Das Kind soll auf jeden Fall in weiterer Folge auch im Kindergarten und wenn möglich auch in der Schule bilingual erzogen werden, das steht auch für uns schon klar.
  • @Linguamulti Sehr interessant, danke für Ihre Antwort !
  • bearbeitet 22. 05. 2016, 18:12
    @Butterkeks Freut mich, dass es Ihnen weiterhilft :-)

    @fibi87 Die bilingualen Bildungseinrichtungen sind auf jeden Fall eine super Unterstützung für Sie und für das Kind. Wenn es ums Englische geht gibt es dazu viele Angebote. Freut mich, dass meine Antwort hilfreich war.

    @Babsi123 Ja, in der Tat, ein faszinierendes Thema! :D
    fibi87
  • @Linguamulti vielen Dank für die ausführliche Antwort!! hat mir sehr weitergeholfen. lg
  • SnoopySnoopy

    3,825

    bearbeitet 22. 05. 2016, 19:10
    Liebe Fr. Ortega,

    Ich habe auch eine Frage. Zu meinem Hintergrund: Ich bin gebürtige Slowakin und spreche die Sprache auch fließend und akzentfrei, sowohl deutsch als auch slowakisch. Bin aber in einem gemischten Haushalt (deutsch/slowakisch) aufgewachsen. Der Vater konnte kein slowakisch, ich sprach und spreche aber mit meiner Mutter ausschließlich slowakisch. Daher haben wir zuhause 3sprachig gesprochen (deutsch, englisch und slowakisch). Mein Bruder, bereits in Österreich geboren, hat (ev. wegen dem Sprachenmix?) dann erst mit 3 Jahren überhaupt etwas gesprochen, richtig dann erst mit 4.

    Nun habe ich selbst eine Tochter (20 Monate). Mein Mann kann kein Wort slowakisch, deshalb sprechen wir überwiegend (eigentlich nur) deutsch mit der Kleinen, nur in seltenen Fällen, wenn ich mit ihr alleine bin slowakisch. Mir fällt es selbst relativ schwer mit ihr slowakisch zu sprechen, weil ich es nicht mag, wenn andere uns nicht verstehen. Somit kommt sie nur dann in Kontakt mit der Sprache, wenn ich mit meiner Mama spreche oder diese da ist. Sie spricht auch schon viel, aber nur deutsch. In der Krippe wird auch nur deutsch gesprochen (klarerweise). Nun bekomme ich ein 2tes Kind und es tut mir zunehmends leid, dass ich ihr die Sprache nicht näher gebracht habe. Meine Frage wäre: verwirre ich sie jetzt total, wenn ich wieder konsequenter mit ihr slowakisch spreche? Wird sie damit kämpfen, wenn ich mit dem Baby slowakisch spreche? Wird sie sich wundern was das nun soll? Wie kann ich es behutsam doch noch angehen, sie mit der Sprache vertraut zu machen, ohne dass ich auch meinen Mann 'ausschließe'?

    Herzlichen Dank!!
  • bearbeitet 22. 05. 2016, 19:30
    Liebe Mag. Ortega,

    Das ist ein interessantes Thema :)
    Unsere Kinder (3 Jahre bzw drei Monate) wachsen ebenfalls zweisprachig auf. Mein Mann ist Finne und spricht, wenn er die Kinder direkt anspricht, nur finnisch mit ihnen. Ich bin gebürtige Österreicherin und spreche deutsch mit ihnen. Familiensprache ist deutsch, nur im Urlaub in Finnland bzw wenn seine Familie zu Besuch kommt ist finnisch die Familiensprache.

    Der Große versteht auf finnisch eigentlich alles. Aber - ich vermute - da er weiß, dass mein Mann auch deutsch versteht und spricht, redet er mit meinem Mann nur deutsch.
    Auch mit den finnischen Verwandten spricht er deutsch - nur wenn er was unbedingt will und sie verstehen ihn nicht bzw wollen ihn nicht verstehen, versucht er es mit finnisch. Aber auch da nur mit einzelnen Wörtern, z.B. "Zum Spielplatz!"

    Gibt es eine Möglichkeit, sein aktives Finnisch zu unterstützen?
    Wenn der Papa auf deutsch nicht reagiert, führt das zu Protest, weil ich ja auch mit ihm deutsch rede und er mir deutsch antwortet (das ist uns in dem Fall eigentlich wichtig, da mein Mann sich noch nicht sehr sattelfest fühlt obwohl er schon seit Schulzeiten deutsch gelernt hat und mittlerweile seit 2009 hier wohnt und hier auch sein Studium beendet hat).
    Auch der wöchentliche Video-Chat/Skype mit den finnischen Großeltern ermuntert ihn nicht dazu, sein Finnisch auszupacken.
    Mein Finnisch ist leider fehlerhaft und sehr akzentlastig, ein weiterer Grund warum es sich als Familiensprache nicht durchsetzen konnte...
    Vielleicht haben Sie ja Tipps für uns :)

    Danke im Voraus!
  • Hallo @Linguamult.

    Meine große Tochter ist jetzt 22 Monate alt und die kleine soll im September zur Welt kommen. Ich selbst bin zweisprachig deutsch-niederländisch aufgewachsen und beherrsch die Sprache-auch nach Aussage von natives-akzent- und fehlerfrei.nun habe ich aber das Problem, dass mein Mann sagt,er kommt sich "blöd" vor,wenn ich mit dem ki d spreche, und er nicht versteht. mein Vater spricht mit mei er Tochter- wie auch mit mir- ausschließlich holländisch und sie fängt auch schon an,ihm auf holländisch zu antworten (die beiden sehen sich zwei bis dreimal die Woche und es gibt auch gemeinsame Urlaube) jetzt ist aber meine Sorge,ob das ausreichend ist,dass meine Töchter die Sprache wirklich erlernen.

    Wie bereits erwähnt, möchte mein Mann nicht,dass ich in seiner Gegenwart mit den ki dernier eine Sprache spreche, die er nicht versteht. jetzt war meine Idee,holländisch zu sprechen, wenn ich mit den Kindern alleine bin und "in Gesellschaft" Deutschland. ABER: wäre das nicht für die Kinder zu verwirrend,wenn Mama "mal so,mal so" spricht? Und,unsere "holländische Zeit" würde ja auch mit der Zeit immer weniger,weil ich weniger Zeit mit ihnen alleine verbringen würde,je älter sie werden.würden sie dann nicht langsam wieder einiges vergessen? Zu welcher Vorgehensweise wurden Sie raten?
  • bearbeitet 22. 05. 2016, 20:49
    @Snoopy Ich würde gerne bei meiner Antwort zu Ihrer Frage, so zu sagen von hinten anfangen. Und zwar sollten Sie sich, bevor es darum geht was mit den Kindern gesprochen wird, selbst fragen; warum fühlen Sie sich unwohl, wenn Sie mit Ihrer Tochter Slowakisch sprechen und andere sie nicht verstehen? Und warum glauben Sie, dass Sie Ihren Mann ausschließen, wenn Sie mit dem Kind Slowakisch sprechen?
    Ich wage mich jetzt etwas aus dem Fester - zur ersten Frage – ich habe aus meiner Arbeit viel Erfahrung mit Eltern, die sich für ihre Sprache in der Öffentlichkeit schämen, es so aber nie ausdrücken würden, im Endeffekt ist es aber der Grund. Und die bittere Wahrheit ist, dass Sprachkenntnisse in Slowakisch in Österreich nicht immer als Vorteil gesehen werden.
    Es ist genau das falsche Signal an das Kind, nämlich, dass eine Sprache wertvoller ist als die andere. Alle Sprachen sind gleich viel wert und besonders, wenn sie eine wichtige Rolle im Leben des Kindes spielen.

    Zur zweiten Frage, wie sich Ihr Mann fühlt, haben Sie mit ihm darüber gesprochen, dass es Ihnen wichtig ist, dass Ihre Kinder eine der Muttersprachen ihrer Mutter erlernen, dass Sie Ihnen diese wunderbare Chance mit noch einer Sprache und Kultur aufzuwachsen eröffnen wollen?

    Und nun zum Thema Slowakisch behutsam einführen. Ihre Tochter ist noch sehr jung, sie können behutsam die Momente, in denen sie mit ihr in Slowakisch sprechen, steigern bis das Baby da ist und dann wäre mein Rat mit den Kindern tatsächlich auch nur auf Slowakisch zu sprechen. Dadurch würde keine Verwirrung entstehen und sie hätten genug Kontakt zu der Sprache, damit sie sie auch tatsächlich gut erlernen können. Und es würde kein Ungleichgewicht zwischen den Geschwistern entstehen.
    Wenn ich in Ihr Kommentar lese, dass es Ihnen jetzt schon leidtut, dass Slowakisch zu kurz kommt, wie wird es erst sein, wen Ihre Kinder älter werden, richtig gut sprechen und Sie den Moment versäumt haben ihnen Ihre Sprache beizubringen. Jetz ist der richtige Zeitpunkt dafür! Und glauben Sie mir auch Ihre Kinder werden es Ihnen danken, wenn Sie Erwachsen sind.

    Ich kenne viele Erwachsene denen es leid tut, dass ihre Eltern ihnen ihre Sprache und damit auch Kultur nicht nahegebracht haben. Und ich kenne keine einzige mehrsprachige Person, die nicht dankbar ist dafür.

    Gutes Gelingen =)
  • @frühlingskind Ihre Beschreibung der Situation lässt mich annehmen, dass Ihr Sohn zwar alles auf Finnisch versteht, aber aktiv viele Dinge vielleicht gar nicht ausdrücken kann, das heißt es geht bei Ihm nicht nur um Motivation, damit er spricht, sondern auch darum ihn in seiner sprachlichen Entwicklung mit dem Finnischen zu unterstützen. Er sollte mehr Möglichkeiten haben Finnisch zu hören und aktiv zu sprechen, außer mit Papa. Informieren Sie sich, gibt es Spielgruppen, Freizeitaktivitäten etc. die auf Finnisch organisiert werden. In der Regel sind die Communities sehr engagiert und es gibt meisten Angebote für Kinder. Manchmal gibt es auch Sprachkurse für Muttersprachenkinder, in denen die Sprache spielerisch nähergebracht wird.
    Solche Aktivitäten wären wichtig, damit er mehr lernen kann, sich dann besser verständigen kann und dann kommt auch die Lust, die Sprache zu sprechen. Zuhause sollten Sie unbedingt Bücher, Videos usw. auf Finnisch mit ihm ansehen und lesen. Motivierend wirken auch Kinder seines Alters, die Finnisch sprechen. Und kulturelle Veranstaltungen, die ihm nicht nur die Sprache, sondern auch den kulturellen Kontext näherbringen. Aber wie gesagt, damit er Lust bekommt die Sprache zu sprechen, muss er die Ressourcen dafür haben.
    frühlingskind
  • @Linguamulti Danke für die ausführliche Antwort!
    Ist es mit 3 Jahren schon "zu spät" um eine breitere Basis zu schaffen? Bis zu welchem Alter hat man die Chance, eine zweite Muttersprache als solche und nicht als Fremdsprache zu vermitteln?
  • bearbeitet 22. 05. 2016, 21:27
    Hallo @angel,
    Keine einfache Situation! Die wichtigste Frage hierbei ist, warum Ihr Mann so ablehnend reagiert. Was steckt hinter dieser so starken Ablehnung? Vielleicht andere Dinge als nur „ich verstehe nicht worum es geht“. Aber auf diese Frage habe ich natürlich keine Antwort. Vielleicht können Sie es herausfinden.
    Was die sprachliche Situation betrifft ist es tatsächlich so, wie Sie bereits einnehmen, dass es für das Kind verwirren ist, wenn Sie ständig mal so mal so sprechen. Und noch viel wichtiger, es werden sich durch die Aufteilung, dass Sie nur dann Holländisch mit Ihrem Kind sprechen, wenn Sie quasi alleine sind, die Momente stark reduzieren. Meine Prognose geht eher in die Richtung, dass letztendlich Deutsch das Holländische verdrängen wird.
    Besser wäre mit Ihrem Mann ins Gespräch zu kommen, um eine Lösung zu finden, damit er sich sicher fühlt und Sie mit dem Kind Holländisch sprechen können. Damit die zweisprachige Erziehung klappt müssen beide Eltern an einem Strang ziehen ;)
    Meine Erfahrung zeigt, dass, wenn man offen über das Thema „ich verstehe nicht, ich bin nicht involviert“ spricht am Ende auch eine Möglichkeit entsteht.
    Aus meiner ganz persönlichen Erfahrung: ich spreche mit den Kindern Bulgarisch. Mein Mann versteht kein Bulgarisch, ich übersetze zusammengefasst worüber ich mit unserer Tochter gesprochen habe. Und mittlerweile hat er nur vom Zuhören einiges gelernt und erschließt vieles aus dem Kontext. Dabei achte ich immer auf einen respektvollen Umgang. Nun ist es soweit, dass meine Tochter ihm sogar übersetz. Er fragt manchmal nach, wenn wir auf ihn vergessen haben und wir binden ihn sofort ein. Es funktioniert sehr gut, wenn alle wollen.
    Vielleicht findet Ihr Mann in diesem Artikel auch einige Ansätze: http://derstandard.at/2000032932026/Kosewoerter-auf-Russisch-und-lustiges-Slowenisch?_blogGroup=1&ref=rec
    Ich halte die Daumen, dass es funktioniert =)
  • @frühlingskind Zu spät ist es sicher nicht! Er hat ja bereits viel Kontakt zu der Sprache. Wenn Sie ihm noch einige weitere Möglichkeiten bieten, kann er sicher viel aufholen. Hilfreich sind auch längere Aufenthalte im Land. Vielleicht mal ein paar Wochen bei den Großeltern ;)
    frühlingskind
  • Liebe alle! Danke für den wunderbaren Austausch mit euch heute! Ich empfand eure Fragen, Beschreibungen und Kommentare als große Bereicherung für mich!
    Ich wünsche uns allen eine erholsame Nacht! Und: "Egal wie Eure familiäre Situation von Mehrsprachigkeit aussieht, sie wird immer ein Gewinn sein!"
    Ich freue mich auf die morgigen Begegnungen!
    Lg
    Zwetelina
  • Guten Morgen @Linguamulti Meinen Sie, dass eine strikte Trennung der Sprachen essentiell für die Sprachentwicklung ist?
    Mein Kind wächst -ich glaube Sie nannten es intentionell Mehrsprachig auf. Wir haben englische native speaker in der Familie, die natürlich auch so mit uns kommunizieren. Ich selbst spreche hauptsächlich deutsch mit meinem Sohn. Medien nutzen wir ausschließlich in Englisch, Bücher sind unterschiedlich, Spielgruppe in Englisch. Ich würde also meinen, dass bei uns keine klare Trennung vorliegt.
    Mein Sohn (2 Jahre) hat sehr bald zu sprechen begonnen. Deutsch ist ganz klar seine starke Sprache. Er fängt aber nun an auch im englischen nicht nur Worte, sondern Sätze zu verwenden. Ich persönlich habe das Gefühl dass er die Sprachen unterscheiden kann. Wenn sich die Hintergrund Sprache ändert, wechselt er auch. Bei mir mischt er die Sprachen (vermutlich weil ich das auch mache, wenn auch meist nur in Gegenwart von Leuten die englisch sprechen). Ich antworte in der Sprache mit der er anfängt.

    Ich habe das Gefühl dass Kinder ein sehr feines Gespür für Sprachen haben u man als Erwachsener vl zu viel Angst hat sein Kind durch Mehrsprachigkeit zu verwirren. Ich denke dass Mehrsprachigkeit immer ein Gewinn ist, unabhängig davon ob das Kind die Sprache später mal anwendet oder auch nicht.
  • @SharkY Ich kann Ihnen, nur recht geben, dass Mehrsprachigkeit immer ein Gewinn ist, das habe ich auch in meinem gestrigen Schlussstatement gesagt.

    Die Sprachentwicklung mehrsprachiger Kinder braucht Klarheit, um gut voranzukommen. Es geht nicht so sehr um striktes Trennen, sondern um eine klare Linie in der Sprachanwendung. Andererseits sind generelle Antworten immer schwierig, denn jede familiäre sprachliche Situation ist individuell und vor allem jedes Kind ist individuell. Aus Ihrer Beschreibung entnehme ich, dass es bei Ihnen eine mehroderweniger klare Linie gibt, nämlich, dass Sie mit dem Kind Deutsch sprechen, andere Menschen Englisch und dass die Medien auf Englisch konsumiert werden. Mischen ist per se nichts Schlechtes, es ist die Realität aller mehrsprachiger Menschen. Trotzdem zeigen alle Untersuchungen, dass sich zweisprachige Kinder besser entwickeln, wenn man vor allem in den ersten Jahren der Sprachentwicklung als Elternteil, weniger mischt.

    Kinder entwickeln ab dem zweiten Lebensjahr einen Überblick zu den Sprachen und Personen bzw. Situationen, die sie umgeben und fangen an die Sprachen richtig anzuwenden. Manche brauchen etwas länger andere haben schneller den Überblick.
    Ich glaube hierbei geht es nicht so sehr darum, ob man das Kind verwirrt oder nicht, sondern darum, welche die Ansprüche man als Eltern hat. Es ist ein großer Unterschied ob Sie ihrem Sohn eine für Sie Fremdsprache näher bringen wollen, oder ob, wie andren Fällen, es darum geht eine Muttersprache der Eltern weiterzugeben, mit dem ganzen kulturellen Background. Beide Ansätze sind legitim, aber eben sehr unterschiedlich.
  • Vielen dank für die ausführliche Antwort. Ich werde mir das ganze noch einmal durch den Kopf gehen lassen und versuchen,eine Lösung zu finden
  • SharkYSharkY

    385

    bearbeitet 23. 05. 2016, 08:47
    Vielen Dank für die Antwort.

    Meine Intention dahinter ist ihm eine Fremdsprache näher zu bringen, die in unserem Alltag doch eine Rolle spielt. Kulturellen Hintergrund kann ich ihm natürlich keinen bieten. Mir ist bewusst dass dieser für eine Sprache wichtig ist. Für mich persönlich, ist es wichtig dass er soweit verstehen/kommunizieren kann um sich in unserem Alltag nicht ausgeschlossen zu fühlen.
  • @angel ich lese hier mit, weil ich das Thema spannend finde. Ich hab mir bei dir gedacht: fällt es deinem Mann so schwer das zu verstehen? Oder kommt es da vl auf den Dialekt an?
    Die Tante meines Mannes hat einen Holländer geheiratet und sie leben schon ewig in der Nähe Amsterdams. Vor einigen Jahren, als ich sie kennenlernte, saßen alle beisammen und zwischen durch haben die 2 auf holländisches gesprochen. Ich hab nicht jedes Wort verstanden, aber so im Groben... Es sind ja viele Wörter schon sehr sehr ähnlich (mit Ausnahmen, die man niemals einem deutschen Wort zuordnen könnte ;) )
    Ich lese auch gerne spaßeshalber auf Lebensmitteln/Erklärungen die holländische Anleitung... Und verstehe da recht viel. (Ohne davor das deutsche gelesen zuhaben)
    Wie siehst du das?
  • bearbeitet 23. 05. 2016, 11:11
    Liebe MitleserInnen und MitdiskutantInnen,
    Ich empfinde den Austausch als sehr anregend und freue mich über so viel Interesse an dem Thema „mehrsprachige Erziehung“!

    Wenn Sie weiterführende Information, Rat und Tipps für Ihre familiäre vielsprachige Situation möchten, freue ich mich Sie bei einer individuellen Beratung zu begrüßen, gerne auch per Video. Mehr dazu erfahren Sie hier.

    Bis 1. September 2016 bekommen Sie mit dem Stichwort „Babyforum“ 10 % Nachlass bei einer Beratung!

    Unsere Eltern-Workshops sind auch eine gute Möglichkeit, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, mit vielen praktischen Tipps.
    Nächster Termin:
    Mehrsprachige Erziehung von Geburt an, am Dienstag, 21. 06. 2016, 10.00 – 14.00 Uhr.
    Babyforum-TeilnehmerInnen bekommen einen Nachlass: € 55 statt € 59, für Paare € 100 statt € 109.
    Ich freue mich auf Ihr Kommen! Direkt zur Anmeldung

    Bin gespannt auf weitere Fragen!
  • Hallo @Linguamulti

    Meine Kinder wachsen auch zweisprachig auf. Meine Tochter ist fast 3 und kann eigentlich sehr wenig Deutsch, dafür fließend Rumänisch. Meine Kinderärztin hat mir immer dazu geraten mit ihr Rumänisch zu reden. Mein Mann ist Rumäner, ich selbst bin in Österreich geboren, meine Eltern sind jedoch auch aus Rumänien. Da meine Tochter bald in den Kindergarten kommt mache ich mir Sorgen ob sie mit der deutschen Sprache klarkommen wird. Soll ich anfangen mehr Deutsch mit ihr zu reden oder weiterhin Rumänisch? In der Öffentlichkeit rede ich sehr viel Deutsch weil es mir persönlich unangenehm ist, vor anderen Leuten Rumänisch zu reden. Ich merke aber dass mich meine Tochter oft nicht versteht.
    Was mich auch beschäftigt ist die Angst, aus der Kindergartengruppe - oder später in der Schule - ausgegrenzt zu werden. Ich musste diese Erfahrung leider in meinem Schulalter machen. Wie soll ich am besten vorgehen?
  • Liebe Fr. Ortega,

    Vielen Dank für die klare Antwort. Sie haben tatsächlich Recht, dass ich die Sprachen gegeneinander werte, und ich deutsch über slowakisch stelle. Die Gründe dafür kenne ich nicht wirklich, denn bewusst schäme ich mich für die Sprache nicht (wohl sollte ich mich aber mit dem Thema auseinandersetzen). Ich bin mit 11 Jahren nach Österreich gekommen, trotzdem ist es aber passiert, dass deutsch zur definitiv stärkeren Sprache wurde mit der ich mich sicherer und besser ausdrücken kann. Deshalb auch die Hemmungen, mit der Kleinen slowakisch zu sprechen. Danke jedenfalls für Ihre Worte, sie sind für mich definitiv der Anstoß das Thema zuhause zu vertiefen. Verstehe ich Sie richtig, Sie empfehlen, ich soll mit den Kindern ausschließlich slowakisch sprechen, selbst wenn wir zu Besuch sind, wo uns sonst niemand versteht? Ich seh das eher schwierig wenn es um zB die Schwiegereltern geht. Kann ich Ausnahmen machen?

    Danke nochmals und liebe Grüße!
  • Liebe Frau Ortega!

    Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Die Familie meines Vaters spricht burgenländisch Kroatisch. Meine Mutter jedoch nicht, deshalb war unsere Familiensprache auch Deutsch.
    Nun habe ich einen 6 Monate alten Sohn, würde ihn zwar gern zweisprachig erziehen, das Problem liegt nun aber daran dass ich natürlich das Kroatisch nicht so gut beherrsche wie andere Burgenland-Kroaten. Fehlt nur nun ein Wort ersetze ich dieses automatisch durch ein Englisches. Ich bin dabei meine Kenntnisse aufzufrischen, schadet es wenn ich trotzdem mit unseren Kleinen schon Kroatisch spreche?
    Wir wohnen bei den Eltern meines Lebensgefährten, welche nur Deutsch sprechen, also würde er die kroatische Sprache sonst überhaupt nicht lernen.
    Ich fände das doch sehr schade da auch hier an den Schulen keine Möglichkeit besteht Kroatisch zu lernen.

    Ich freue mich auf ihre Antwort
  • Liebe @stolze_mami,
    Grundsätzlich hat Ihre Kinderärztin vollkommen recht. Und jetzt, nachdem Ihre Tochter schon fast drei ist die Sprache zu wechseln würde ich nicht empfehlen. Das könnte auf vielen Ebenen negative Folgen haben, dafür ist das Rumänische einfach zu präsent.
    Was das Verständnis von Deutsch betrifft, kann es ein, dass sie mehr versteht als Sie glauben, es für sie aber ungewohnt und nicht nachvollziehbar ist, warum Sie in der Öffentlichkeit „plötzlich“ eine andere Sprache sprechen.

    In der Regel entwickelt sich das Deutsche im Kindergarten gut, und die Kinder holen alles nach. Ich würde Ihnen raten einfach mehr natürliche Situationen zu suchen, in denen Deutsch Kommunikationssprache ist. Z.B. Spieltreffen mit deutschsprachigen Kindern, Freizeitaktivitäten, Spielgruppen etc. Und dann bei den Medien eher auf Deutsch zu setzen. Kinderbücher auch auf Deutsch vorzulesen, Kinderlieder oder Videos auf Deutsch ansehen. Musik ist immer ein guter Tipp. Alle Kinder lieben Musik und schnappen viel von der Sprache auf. Hierzu vielleicht interessant für Sie: http://www.sprachspielgesang.com

  • @Snoopy Natürlich können Sie Ausnahmen machen. Es sollte eine entspanne und für alle angenehme Kommunikation entstehen. Wenn Sie Besuch haben und es so handhaben wollen, dass ausnahmsweise Deutsch gesprochen wird ist nichts dagegen zu sagen.
    Es geht darum, dass Slowakisch nicht ins Abseits gedrängt wird, dass es mehr Raum bekommt und die „Hauptsprache“ zwischen Ihnen und den Kindern wird, damit diese die Chance haben es zu lernen. Ausnahmen darf es und wird es immer geben.

    Sprachen, die ausschließlich im familiären Kontext gesprochen werden, sogar dann verstummen, wenn der Vater zuhause ist können oft nicht gut gedeihen, weil die Kinder zu wenig Möglichkeiten haben zu lernen und sprachlich zu wachsen. Und je älter ein Kind wird desto mehr Wortschatz, Grammatik etc. braucht es, um seine Bedürfnisse auszudrücken. Ich hatte den Artikel zuvor bei einem anderen Thema gepostet, passt aber hier auch sehr gut: http://derstandard.at/2000030961685/Die-Sprache-des-Kindes-in-uns
  • @Novembernüsschen
    Für Ihre Situation sollten Sie sich folgende Frage stellen, ist das Niveau Ihres Kroatischen so dass Sie nicht nur mit einem Baby sondern mit einem älteren Kind auch kommunizieren könnten, dass Sie frei alles sagen können. Wenn Ihnen einfach hin und wieder einzelne Worte nicht einfallen, ist das nicht weiter schlimm, man wächst in die neue sprachliche Rolle hinein. Haben Sie aber, dass Gefühl, dass Ihr Sprachniveau die Kommunikation hemmen würde, auf längere Sicht, könnte es schwierig werden. Diese Einschätzung können nur Sie treffen.
    Wenn Sie das Gefühl haben, Sie schaffen das und Sie wollen an Ihren eignen Sprachkenntnissen arbeiten, dann würde ich sagen: tuen Sie es unbedingt. Ich wiederhole mich wahrscheinlich, jede Sprache ist ein Gewinn =) . Zusätzlich können Sie sich vielleicht Hilfe holen, von Verwandet, die auch mit dem Kind sprechen, später mit Muttersprachenunterricht auf Kroatisch etc.
    Eine Sache noch…. Burgenlandkroatisch und Kroatisch sind anders, es gibt einige Unterschiede. Die meisten Angebote für Kinder, zumindest in Wien, sind auf Kroatisch, damit gilt es auch umzugehen.
    Gutes Gelingen! Ich finde Ihre Entscheidung wunderbar!
  • Übrigens, auf unserem Facebookkanal: https://www.facebook.com/linguamulti/, posten wir täglich interessante Artikel und Videos zu den Themen „Mehrsprachigkeit und Sprachentwicklung“. Ich freue mich auf Followers aus dieser tollen und engagierten Gruppe :D
  • Ich seh das eigentlich wir du @PrinzessinMia @Prinzess,aber mein Mann scheinbar nicht.es ist nicht einfach...
  • @Linguamulti danke für Ihre Antwort und für die Tipps!
  • Hallo, mein Sohn ist 13 Wochen jung, ich bin italienischstämmig, auch wenn meine Muttersprache österreichisch ist und ich die wesentlich besser spreche. Ich rede ab und an mit ihm italienisch, auch wenn es grammatikalisch vll nicht immer 100% richtig ist. Ich denke aber, der Spracherwerb als solches ist wichtiger, die Grammatik kann nachgeholt werden, wenn der Grundwortschatz da ist. Ist dies so halbwegs richtig?
  • Liebe @Coppa, ufff das ist so eine Sache mit dem Ausgleichen! Die Theorie auf die Sie sich berufen gibt es, das stimmt, allerdings in einem anderen Zusammenhang. Die Kinder, die fehlerhafte Sprache erwerben und diese ausgleichen, brauchen auch die grammatikalisch und phonetisch richtige Sprache, damit sie die Fehler ausgleichen können. Das ist der Fall, wenn zum Beispiel Migranteneltern mit den Kindern fehlerhaftes Deutsch sprechen, die Kinder aber in ihrer Umgeben die korrekte Version hören und so die Fehler ausgleichen. In Ihrem Fall sehe ich nicht wo Ihr Sohn intensiv fehlerfreies Italienisch hört.
    Ich hätte einen Vorschlag. Wenn Sie wissen, dass Ihr Italienisch so fehlerhaft ist, dass es sogar grammatikalisch falsch ist, könnten Sie ihm die Sprache über Freizeitangebote, vielleicht einer bilingualen Kindergruppe usw. näherbringen. Zuhause könnten Sie zusammen Bücher lesen, Musik hören usw. Sie würden ihm auch die Lieb zur Kultur vermitteln können. Alles gute Voraussetzungen, damit er später selbst viel daraus machen kann. Es wäre für zwar keine Muttersprache, man nett es Erbsprache, aber auch da können Kinder in Eigenmotivation ein sehr gutes Niveau erreichen.
    Was halten Sie davon?

  • @Linguamulti Noch eine Frage hätte ich bitte:
    Wir fliegen im Sommer wieder gute 2 Wochen nach Finnland (mein Mann ist wie erwähnt ja Finne). Dort ist unsere Alltagssprache finnisch, auch das Umfeld/Medien/... sind finnisch. Mein Finnisch ist aber sehr fehlerhaft.
    Sollte ich dort mit den Kindern finnisch sprechen oder deutsch? Da vor allem zwischen meinem Großen und mir ein sehr intensiver sprachlicher Kontakt besteht (sprich wir reden beide gern und viel ;) ) hab ich Bedenken, dass er das Finnische "nicht braucht" wenn ich deutsch spreche mit ihm. Andererseits fehlt mir das Gespür im Finnischen, eine Mutter-Kind-Kommunikation mit ihm zu haben.
    Wie sehen Sie das? Was ist sozusagen "das kleinere Übel"?
  • bearbeitet 23. 05. 2016, 18:52
    @frühlingskind Ich sehe keinen triftigen Grund warum Sie mit den Kindern die Sprache wechseln sollten. Ich befürworte grundsätzlich mit den Kindern in einer Sprache zu bleiben. Ihre Mutter-Kind-Beziehung fließt auf Deutsch anscheinend am besten ;) . Ihr Sohn wird im Urlaub viele gute Möglichkeiten haben Finnisch zu sprechen und zu hören. Und, wenn Sie in einer finnischsprachigen Gesellschaft sind, das sicher öfter der Fall sein wird, ist es sowie die dominierende Sprache in den Gesprächen. Toll wäre, wenn Ihr älter Sohn Kontakt zu gleichaltrigen Kindern haben könnte. Das motiviert sehr =)

    frühlingskind
  • Halloechen!

    Ich habe auch eine Frage. Mein Lebensgefährte und ich sind beide deutscher Muttersprache. Allerdings hätte ich gern, dass unsere Tochter (ET in 6 Wochen) schon recht früh auch mit der englischen Sprache in Kontakt kommt. Möchte sie dann auch im weiteren Verlauf in einen bilingualen Kindergarten bzw. Schule geben. Was würde sich hier empfehlen, wie wir hier am Besten vorgehen können?

    Vielen Dank schon mal im Voraus!
  • bearbeitet 23. 05. 2016, 20:35
    Liebe @Cathérina
    Wie ich schon an einigen Stellen erwähnt habe, kann man zuhause mit Büchern und Musik dem Kind eine Sprache, die man selbst nicht auf Muttersprachenniveau spricht, näherbringen. Der bilinguale Kindergarten wird jedoch ausschlaggebend sein. Es gibt sogar einsprachige englische Kindergärten – nur so als Idee und weitere Option.
    Wichtig für Sie sollte sein zu überlegen, wie es mit dem Englischen nach dem Kindergarten weitergehen soll. Welche bilinguale Volksschule für Sie in Frage kommt etc., denn bleibt es nur beim bilingualen Kindergarten, ist die große Mühe vielleicht umsonst gewesen. Die Kinder vergessen eine Sprache leider so schnell wie sie sie aufgesaugt haben.
    Gutes Gelingen und alles Gute für die Geburt!
    Cathérina
  • Meine 3 Kindern werden von Anfang an 3 sprachig aufwachsen. Die Muttersprache, Deutsch natürlich und englisch. Die 2 Söhne 18 j und 12 j beherrschen schon alle 3 sprachen, die kleine ist erst 2,5. Die lernen immer zuerst die Muttersprache und dann kommt deutsch und englisch dazu.
    sanxtay
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