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Ohne Abnabelung: Spezieller Versorgungstisch ermöglicht Mutter-Kind-Bonding trotz Frühgeburt

Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, erblicken sehr häufig per Kaiserschnitt das Licht der Welt. Direkt nach der Entbindung müssen sie medizinisch erstversorgt werden, da wichtige Organfunktionen noch nicht ausgereift sind. Vor allem muss die Sauerstoffversorgung sichergestellt werden. In der München Klinik in Deutschland gibt es nun einen Versorgungstisch, der es ermöglicht, Mutter und Kind nach der Entbindung gemeinsam zu betreuen. Eine sofortige Abnabelung ist nicht erforderlich.

Concord Birth Trolley – Erstversorgung in der Nähe der Mama

Seit Kurzem ist im Kreißsaal der München Klinik ein hochmoderner medizinischer Versorgungstisch im Einsatz. Es handelt sich um den Concord Birth Trolley, eine Innovation in der Geburtshilfe und im speziellen bei der Behandlung von Frühchen. Sie müssen üblicherweise sofort nach der Geburt intensivmedizinisch betreut werden, da die Babys noch nicht in der Lage sind, sich selbstständig zu regulieren. Hauptaugenmerk ist dabei die Funktionsfähigkeit der Lunge des Neugeborenen. Prof. Marcus Krüger, Chefarzt der Neonatologie in der München Klinik an den Standorten Harlaching und Schwabing, erklärt: „In der Frühgeborenenmedizin hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Wir können heute Kinder versorgen, die bei der Geburt weniger als 600 Gramm wiegen. Dabei ist die Lunge das kritischste Organ – sie reift als letztes im Mutterbauch und ist bei Frühgeborenen noch nicht so weit, die Atmung selbst zu übernehmen. Deshalb müssen Frühgeborene meist beatmet werden, sobald sie abgenabelt werden – denn dann ist die Sauerstoffversorgung über die Nabelschnur unterbrochen.“

Durch den Einsatz des Concord Birth Trolley kann das Abnabeln nun hinausgezögert werden. Dadurch bleiben Mutter und Kind länger miteinander verbunden und das erhöht wiederum die Chancen von sehr früh und früh geborenen Babys. In der Praxis sieht das nun so aus: Direkt nach dem Kaiserschnitt wird der Versorgungstisch über den Oberkörper der Mutter geschoben. Er ist mit einer Wärmelampe und Sensoren für wichtige Vitalfunktionen wie Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung ausgestattet. Ebenso ist das technische Equipment angebracht, mit dem das Baby unverzüglich mit Sauerstoff versorgt werden kann. Mutter und Kind werden also nicht sofort voneinander getrennt, sondern dürfen einander kennenlernen und die erste so wichtige Bindung zueinander aufbauen. Erst wenn das Baby selbstständig atmen kann, wird es abgenabelt und in den Inkubator gebracht.

KinderärztInnen, Pflegepersonal und IntensivmedizinerInnen kümmern sich um das Frühchen, Hebamme, Ärztinnen und OP-Personal versorgen zeitgleich die Mutter. Dadurch wird ein sanfter Übergang in einer manchmal durchaus kritischen Situation ermöglicht. In der München Klinik spricht man bereits von einem „Paradigmenwechsel“ in der Geburtshilfe.

(c) München Klinik

Frühgeburten

Allgemein spricht man von Frühgeburten, wenn Babys vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Aber auch hier gibt es große Unterschiede. Rund um die 37. Woche sind Babys häufig schon sehr gut entwickelt, manchmal kann eine drohende Fehlgeburt auch medizinisch verzögert werden – sodass das Baby noch die Möglichkeit hat zu reifen. Das ist insbesondere in Hinblick auf die Funktion der Lunge relevant, aber auch das Immunsystem spielt eine Rolle. Als sehr frühe Frühgeburt bezeichnet man eine Entbindung vor der 28. Schwangerschaftswoche. Derzeit geht man davon aus, dass rund um die 24. Schwangerschaftswoche der kritische Zeitpunkt der Überlebensfähigkeit ist.

Mögliche Gründe für eine Fehlgeburt

  1. Infektionen
  2. Erkrankungen der Mutter (z. B. Präeklampsie)
  3. Mehrlingsschwangerschaften
  4. Stress, Traumata
  5. Vorangegangene Früh- oder Fehlgeburten
  6. Konsum von gesundheitsschädlichen Substanzen in der Schwangerschaft (Nikotin, Drogen, Alkohol)
  7. Erkrankungen/Fehlbildungen des ungeborenen Kindes

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