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Möglicher Auslöser für Schwangerschaftsübelkeit gefunden

In den ersten Wochen einer Schwangerschaft zählen Übelkeit und Erbrechen zu den häufigsten Beschwerden, unter denen etwa 70 -80 % aller Frauen leiden. Eine bis drei von 100 Schwangeren erkrankt an Hyperemesis gravidarum, einer schweren Ausprägung der Schwangerschaftsübelkeit, die zu Dehydration und Elektrolytverlust führen kann. Ein internationales Forscher*innen-Team der Universität Cambridge will nun die Ursache für Schwangerschaftsübelkeit gefunden haben: Betroffene Frauen weisen einen hohen Spiegel des Wachstumshormons GDF15 auf.

Zusammenhang zwischen GDF15 und Übelkeit in der Schwangerschaft

Warum manche Frauen unter Schwangerschaftsübelkeit leiden und andere nicht, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Wissenschaftler*innen vermuteten bislang die Ursache im rapiden Anstieg des Schwangerschaftshormons beta-hCG bis zur sechzehnten Schwangerschaftswoche. Als weitere Faktoren wurden ein niedriger Blutzuckerspiegel und genetische Vorbedingungen geführt. Forscher*innen rund um Stephen O’Rahilly Marlena Fejzo haben nun im Magazin Nature neue und wichtige Erkenntnisse veröffentlicht. Sie haben einen Zusammenhang zwischen dem Wachstumshormon GDF15 und Schwangerschaftsübelkeit gefunden und ihn entsprechend wissenschaftlich belegt. Je höher die Konzentration von GDF15 im Blut, desto stärker sind Übelkeit und Erbrechen ausgeprägt.

GDF15 wird ständig vom Körper produziert, auch wenn keine Schwangerschaft besteht. Sobald ein Baby unterwegs ist, verändert sich jedoch der Hormonhaushalt- auch GDF15 wird vermehrt produziert. Das Team der Universität Cambridge konnte nachweisen, dass der Großteil dieses Hormons im fetalen Kreislauf, also vom Baby ausgehend, ausgeschüttet wird. So gelangen die Hormone in den Blutkreislauf der Mutter, die überwiegend mit Übelkeit und Unwohlsein darauf reagiert. Studienleiter Professor Sir Stephen O'Rahilly, Co-Direktor des Institute of Metabolic Science Direktor der Medical Research Council Metabolic Diseases Unit an der Universität Cambridge erklärt: „Die meisten Frauen, die schwanger werden, leiden irgendwann unter Übelkeit und Brechreiz. Das ist zwar nicht angenehm, aber für manche Frauen kann es viel schlimmer sein - sie werden so krank, dass sie behandelt werden müssen und sogar ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist. Wir wissen jetzt, warum. Das Baby, das im Mutterleib heranwächst, produziert ein Hormon, an das die Mutter nicht gewöhnt ist. Je empfindlicher sie auf dieses Hormon reagiert, desto kränker wird sie.“ 

Umgekehrt fanden die Forscher*innen heraus, dass Frauen, die unter einer seltenen Erbkrankheit (Beta-Thalassämie) leiden, seltener mit Schwangerschaftsübelkeit konfrontiert sind. Das liegt vermutlich daran, dass sie aufgrund der Erkrankung ohnehin einen höheren GDF15 Spiegel haben, der Körper also gewissermaßen schon an das Hormon gewöhnt ist.

Hyperemesis gravidarum

Schwangerschaftsbeschwerden, die mit Übelkeit, Erbrechen und Verdauungsbeschwerden einhergehen, können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Beim Großteil aller Frauen bringt die Schwangerschaft leichte bis mäßige Übelkeit mit sich, die auch zu Erbrechen, Appetitverlust und allgemeinem Unwohlsein führen kann. Eine bis drei von 100 Frauen erkrankt jedoch schwer an Schwangerschaftsübelkeit, dann spricht man von Hyperemesis gravidarum. Diese Ausprägung geht mit einem großen Leidensdruck einher, da Schwangere jeden Tag übermäßig oft erbrechen müssen und kaum mehr Nahrung oder Flüssigkeit zu sich nehmen können. Im schlimmsten Fall ist eine Einweisung ins Krankenhaus erforderlich, um dort einerseits den Fötus überwachen und andererseits eine ausreichende Versorgung der Mutter mit Flüssigkeit und Elektrolyten gewährleisten zu können. Von den Erkenntnissen der Studie erhofft man sich nun auch neue Ansätze in der Therapie.

Expert*innen diskutieren hier unterschiedliche Möglichkeiten:

  • Frauen, die besonders gefährdet sind, an Schwangerschaftsübelkeit zu erkranken, könnten bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft mit einer entsprechenden Dosis GFD15 behandelt werden, um einen gewissen Gewöhnungseffekt zu erzielen.
  • Eine weitere Option wäre eine Absenkung des GFD15-Spiegels während der Schwangerschaft.
  • Therapie mit Betablockern, die das Andocken des Hormons an den entsprechenden Rezeptoren im Gehirn verhindern. Hierbei handelt es sich jedoch um eine relativ junge Medikamentengeneration.

Abhilfe bei leichten Beschwerden

Wenn Übelkeit und Erbrechen nicht so stark ausgeprägt sind, gibt es ein paar Hausmittel, die du ausprobieren kannst, um dir Linderung zu verschaffen:

  • Achte auf einen stabilen Blutzuckerspiegel. Das gelingt, indem du mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt einnimmst und Snacks nicht vergisst.
  • Trinke ausreichend Wasser, Kräutertees oder ungesüßte Fruchtsäfte. Wenn es dir schwerfällt, kannst du auch löffelweise oder schluckweise trinken.
  • Bereite neben deinem Bett einen Teller mit Crackern, trockenem Brot oder Zwieback vor. Manchen Frauen hilft es, noch vor dem Aufstehen eine kleine Portion zu essen.
  • Meide stark gewürzte, fettige oder besonders süße Speisen.
  • Kandierter Ingwer, Ingwertee oder Ingwerkekse können helfen. Da Ingwer scharf schmeckt und auch riecht, ist das jedoch eine Geschmackssache. Bei manchen Frauen verstärkt Ingwer den Brechreiz.

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