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Äitiyspakkaus – Die Babybox aus Finnland

Dass werdende Eltern vom Staat gewisse Unterstützungsleistungen erhalten, ist in Europa nicht unüblich. Wie die finnische Regierung neue Erdenbürger willkommen heißt, ist jedoch einzigartig: für jedes Baby gibt es eine Box vollgepackt mit hochwertiger Erstlingsausstattung. Dabei handelt es sich nicht um Produktproben oder Werbeartikel, sondern um 50 liebevoll ausgewählte Produkte, die den Babyalltag erleichtern: Bodys, Strampler, Overalls, Pflegeprodukte, Schmusetier und vieles mehr.

Bereits 1937 hat man in Finnland beschlossen, Familien in Form von so genannten „Maternity Packages“ zu unterstützen. Zu Beginn wurden die Boxen nur an sozial bedürftige Mütter ausgeteilt. Seit 1949 haben alle werdenden Mütter Anspruch auf die staatliche Zuwendung, sofern sie eine vorgeschriebene Vorsorgeuntersuchung während der Schwangerschaft absolvieren. Der Inhalt der Box hat sich im Laufe der Jahre verändert, die Beliebtheit ist ungebrochen. Von 60.000 Schwangeren, die bei der zuständigen Sozialversicherungsbehörde um Unterstützung ansuchen, entscheiden sich 40.000 für die Babybox. Die restlichen 20.000 bevorzugen eine Einmalzahlung in der Höhe von 140 Euro.

Erstlingsausstattung für alle

Das Maternity Package ist nicht nur in Finnland Kult. Also haben wir uns den Inhalt der beliebten Babybox einmal genauer angesehen. Wer in freudiger Erwartung ist, erhält:

  • Einen wattierten Outdoor Overall mit Kapuze, Handschuhe und zusätzliche Stulpen. Dank eines praktischen Reißverschlusssystems wird daraus im Handumdrehen ein Schlafsack
  • Einen Schlafsack, der auch als Decke verwendet werden kann
  • Einen leicht gefütterten Overall mit Kapuze
  • Einen dünnen Overall aus Merino Wolle
  • Eine Sturmhaube sowie eine dünne Erstlingsmütze
  • Einen ärmellosen Strampler mit Füßchen, einen ärmellosen Strampler ohne Füßchen und ein Set bestehend aus ärmellosem Strampler und Langarmbody
  • Zwei Wickelbodys (Langarm)
  • Sechs Langarmbodys
  • Zwei Strampelhosen mit Füßchen und weichem Bund
  • Vier weiche Hosen ohne Füßchen
  • Strumpfhosen, Söckchen und fingerlose Handschuhe
  • Einen Pyjama mit Füßchen
  • Ein Badehandtuch mit Kapuze
  • Erstausstattung fürs Babybettchen (Matratze, Matratzenauflage, Leintuch, Decke)
  • Ein Halstuch
  • Ein Lätzchen
  • Eine Stoffwindel und Vlieseinlagen
  • Pflegeprodukte für das Baby (wie z.B. eine Nagelschere und eine weiche Haarbürste) und Nützliches für die Eltern (Kondome, Stilleinlagen, Brustwarzensalbe, Damenbinden)
  • Ein Schmusetuch
  • Ein Bilderbuch

Das Besondere an der finnischen Babybox: sie enthält nicht nur die komplette Erstausstattung, ihr Inhalt ist auch noch gut durchdacht. Wert gelegt wurde vor allen Dingen auf Qualität und, nennen wir es einfach einmal, Brauchbarkeit. Alle Textilien sind aus hautfreundlicher Baumwolle, die Stoffwindel unterstreicht den Nachhaltigkeitsgedanken der Finnen, anstatt von Milchfläschchen gibt es Stilleinlagen und Brustpflegesalbe. Auf den Bodys und Overalls finden sich neutrale Farben ebenso wie bunte Muster, die nicht nur bei erklärten Fans skandinavischen Designs großen Anklang finden.

Die Box, die verbindet

Im hohen Norden ist man um keine Idee verlegen und so verwundert es kaum, dass die Babybox in vielen Haushalten kurzerhand umfunktioniert wird: sie dient in den ersten Lebensmonaten als Bettchen (wir erinnern uns, die passende Matratze ist fester Bestandteil des Baby-Pakets). Der finnische Nachwuchs schlummert platzsparend neben dem Elternbett, im Garten, im Wohnzimmer oder in der Küche – je nachdem wo sich das Familienleben gerade abspielt. Es ist den Finnen also nicht zu verdenken, dass sie ihr Maternity Package lieben. Da Ausstattung, Produkte und die Gestaltung der Box von Jahr zu Jahr variieren, erreicht das Babybox-Fieber jeweils im Frühling seinen Höhepunkt. Dann stellt die zuständige Sozialversicherungsbehörde (Kela) nämlich den Inhalt der aktuellen Box vor. Die Präsentation kann via Live-Stream verfolgt und kommentiert werden. Kaum veröffentlicht, tummeln sich die Produktabbildungen auf sämtlichen sozialen Netzwerken und Fotoplattformen. Nicht selten posten modebewusste Mamas dann schon mal Vorschläge, wie man denn die Outfits aus der Box miteinander kombinieren könnte.

Alle Fotos von Kela / Annika Söderblom.

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