Die Angst vor der erneuten Fehlgeburt

ChaosDeluxeChaosDeluxe

1,873

bearbeitet 3. 02. 2015, 21:43 in Schwangerschaft
Seit einer Woche weiß ich, dass ich schwanger bin. Nicht geplant, aber trotzdem okay.

Vor rund sechs Jahren war ich schon mal schwanger. Geendet hat das ganze in einer missed abortion und Ausschabung in der 12. oder 13. Woche, nachdem der Embryo wohl schon in der 9. abgestorben ist.

Abgesehen davon, dass ich damals üble, blutige Fehlgeburtsträume hatte und rund um den Zeitpunkt, als der Herzschlag des Embryos ausgesetzt haben muss, einige Nächte lang schweißgebadet aus dem Schlaf hochschreckte, hab ich es weiter nicht gemerkt. Erst beim Ultraschall zur Nackenfaltenmessung kam`s raus.

Obwohl auch dieses Baby damals nicht geplant war, war es ebenso willkommen und ich habe eine ganze Weile gebraucht, diese verhaltene Fehlgeburt zu verdauen. Das hat mich doch mehr beschäftigt, als ich zuvor jemals angenommen hätte. Ich mein, so ein Drama wegen ein paar Millimetern Zellhaufen ist rational betrachtet…nunja…

So, und diesmal bin ich zeitweilig richtig hysterisch. Zwar lege ich organisatorisch alles auf Schwangerschaftsweichen, aber emotional komm ich nicht hinterher. Ich kann schlecht glauben, dass es diesmal klappt.

Ich rauche z.B. immer noch - auch wenn mir klar ist, dass es nicht klug ist - weil mein Suchthirn mir suggeriert, ich müsse mich an irgendwas festhalten, wenn es wieder schief geht.

Manchmal bin ich komplett irrational. Hab nun schon zwei Mal nachgetestet. Kaum ist ein Strich am Schwangerschaftstest nicht so fett, wie ich meine, dass er sein sollte, denk ich sofort "Alles vorbei" und schieb die Krise.

Ich bin plötzlich auf die Idee gekommen, Temperatur zu messen. Mehrmals täglich. Die ist tatsächlich höher als sonst. Aber gehts mal 0,1Grad nach unten, lasse ich sofort alle Hoffnung fahren.

Im Alltag scheiß ich mir ansonsten wenig. Körperliche Arbeit und sportliche Verausgabung scheue ich normalerweise nicht. Momentan benehm ich mich aber, als wär ich schwer krank und siechend.

Aktuell hab ich mich sogar krank schreiben lassen, weil ich mir nix mehr zutrau. Selbst beim Einkaufen hab ich die Befürchtung, mich zu übernehmen, wenn mal ein Einkaufssackerl etwas tiefer hängt.

Phasenweise ergreift die Angst vor einer neuerlichen Fehlgeburt ziemlich die Kontrolle über mich. Das ist doch völlig meschugge. Ich kann mich doch nicht die nächsten Monate über einsperren und jede Anstrengung oder Aufregung meiden und sowieso nur mehr schlafen.


Wie gehen andere mit solchen Ängsten um?

Kommentare

  • Hallo und erstmal Glückwunsch zu deiner Schwangerschaft.
    Leider haben viele Frauen eine Fehlgeburt. Aber das weist du sicher. Hier gibt's auch einen eigenen Thread dazu.
    Ich selbst hatte auch das Pech soetwas zu erleben.
    Meine erste ss endete mit 25+5 und ich bekam einen 660g schweren Sohn. Der ist mittlerweile fast sechs Jahre und kerngesund. Doch das alles in der ersten ss zu erleben treibt mir heute noch Tränen in die Augen. Meine zweite ss endete in der 19ten woche. Ich hatte keine Ausschabung sondern hab es auf normalen Wege zur Welt gebraücht. Verarbeiten tut man diese Erlebnisse leider nicht sehr leicht.
    Da ich allerdings einen großen Kinderwunsch hatte haben wir es nochmal probiert. Ich hab mich in der dritten ss auch nichts machen getraut aus Angst es wieder zu verlieren. Hab mir eine cerclage legen lassen. Da ich durch meine zervixinsuffizienz meine beiden vorherigen ss so früh endeten.
    Ich bin froh es nochmal versucht zu haben denn ich hab jetzt eine Tochter die schon 13 Monate alt ist.

    Ich kann dir nur raten es langsam angehen zu lassen und auf alles zu verzichten womit du dich nicht wohl fühlst. Die Angst das etwas schief geht, geht leider bis zum Schluss nicht weg.

    Ich habe auch nichts mehr getragen oder schwer gehoben. Hab mich oft hingelegt und alles unwichtige liegen gelassen. Damit es endlich klappt.
    Versuch nicht zu sehr über ein schlechtes Ende zu grübeln und sprich nochmal mit deinem gyn.
    Ich drück dir die Daumen das alles gut geht :)
  • ChaosDeluxeChaosDeluxe

    1,873

    bearbeitet 4. 02. 2015, 00:41
    Hallo Aventurin,

    danke für Deine Zeilen.

    Ja, natürlich weiß ich, dass sowas häufig passiert. Und im Grunde denk ich, dass ein so später Verlust wie bei Dir, wohl noch um Längen schlimmer ist.

    Aber dennoch erstaunt mich, so wie mich damals erstaunt hat, wie sehr mich die Fehlgeburt getroffen hat, wie heftig das ins Heute nachwirkt.

    Nicht dauernd, aber doch zunehmend, mit jedem Tag, den ich mehr realisiere, dass ich wirklich schwanger bin.

    Mittlerweile wünsch ich mir sogar alle möglichen Frühschwangerschaftsbeschwerden, die ich damals nicht hatte - und heute auch nicht, jedenfalls noch nicht, einfach um was zu spüren.

    Eben weil ich die Schwangerschaft damals und den Abort einfach nicht gespürt habe. Hormonell hat sich irgendwas getan, ich war ab positivem Test in vielen Belangen ein kämpferisches Muttertier - aber ich war gefühlt nie richtigrichtig schwanger. Das ist auch Jahre später noch so ein einfach abgebrochenes Kapitel. Ein Teil in meinem Leben ist nie fertig geworden.

    Und ich hab Angst erneut ins Leere zu laufen. Ich beende ungefähr jeden Satz, die Schwangerschaft betreffend, mit "Wenn ich es überhaupt krieg" und bin teilweise immer noch völlig ungläubig und der Ansicht, es muss sowieso ein Irrtum vorliegen. Ich kann gar nicht schwanger sein und wenn, dann bin ich es nicht lange.


  • Gratuliere. Spätestens wenn du dein Baby spürst, wirst du ruhiger werden und darauf vertrauen können, dass alles in Ordnung ist und alles gut gehen wird. Es ist also zeitlich begrenzt, was du jetzt durchmachst. So oder so. Nur bitte hör auf zu rauchen, denn dann machst du dir womöglich irgendwann wegen dieser Sache schlimme Vorwürfe und ich glaube, DAS ist auch nicht schön. Für den Fall nämlich, dass alles gut geht, was wahrscheinlicher ist als eine FG, tut das deinem Baby nicht gut. Ich denke das weißt du. Vielleicht hilft es dir, mit einer Hebamme jetzt schon zu sprechen oder mit deinem FA. Mit einem Experten auf jeden Fall, der dich in der schwierigen Anfangszeit etwas unterstützen kann
  • @ChaosDeluxe vielleicht würds dir helfen mal ein paar stunden mit einem Therapeuten da drüber zu reden? oft liegen da noch andere ängste zugrunde, wo man alleine nicht unbedingt draufkommt. es klingt nämlich schon so als ob dich diese angst wirklich auch im Alltag stark einschränkt, und für mich is das ein Anzeichen professionelle Hilfe zu suchen.
    und bitte, hör auf zu rauchen! falls du das baby wirklich verlieren solltest dann kannst du ja wieder anfangen...
  • ChaosDeluxeChaosDeluxe

    1,873

    bearbeitet 4. 02. 2015, 16:50
    Die Raucherei ist eine Sache für sich, das ich hier gar nicht ewig lang ausbreiten will. A Vollschas, aber ich bin zuversichtlich, dass ich den Aus-Schalter wieder finde. Ich hab auch damals zu rauchen aufgehört. Aber einige Tage Vorlaufzeit gebraucht. So Thema Rauchen Ende. Man weiß, ein sehr emotionsbeladenes Thema.

    Aktuell hilft mir ein bisschen, dass ich mich nochmal mit der Missed Abortion beschäftige. Damals hab ich schlussendlich alles verdrängt und nicht mal mehr den Krankenhausbrief gelesen, ich weiß also nicht mal, ob es einen Befund gab.

    Dass der momentane Stand der Wissenschaft cirka lautet: verhaltene Fehlgeburt bedeutet eher, dass mutterkörperlicherseits alles passt, aber der Embryo an Chromosomenanomalien oder sonstigen Defekten litt, zu schwerstbehindert oder erst gar nicht lebensfähig gewesen wär.

    Das sag ich mir grad als Mantra auf.
  • Erstmal herzlichen Glückwunsch!

    zweitens - positiv denken - sehr sehr viele Frauen haben als erste ss eine Fehlgeburt (gut viele wissen dabei nicht mal das sie überhaupt ss waren - weils in den ersten 5/6 Wochen passiert)
    oft braucht das der körper um mit der neuen Situation umgehen zu lernen - das hast du ja schon mal hinter dir. also dein körper weiß was er mit dem kleinen krümmel anfangen soll und wird ihn auch super fertig backen ;-)

    drittens - ich würd wirklich auch zu einem Therapeuten gehen - dachte früher auch immer sowas braucht man net - mittlerweile weiß ich das das ungemein hilft und man da wirklich Ängste abbauen kann - immerhin soll ja mal der Moment kommen wo du deine ss bzw. dein Kind dann auch in vollen zügen geniesen kannst!
  • Ja besten Dank für all die Glückwünsche.

    Momentan geht`s eh in Richtung externe Unterstützung. Ich hatte im Monat bevor ich schwanger wurde, einen ziemlichen Hänger, irgendwas kurz vor Burnout und generell eine mittlere, aber schon seit Jahren bestehende Depressionsvorgeschichte.
    Spontan einen Facharzttermin bekommen und prompt weiterüberwiesen worden an die Schwangerenambulanz für Frauen mit Psychodings. Was ich gar nicht so schlecht find, denn auch wenn mir nicht schlecht im Sinne von übel ist, geht`s mir grad eher übel im Sinne von schlecht, mental.
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